Mittendrin statt nur dabei

Mittendrin statt nur dabei

Etwas über 10.000 Kilometer und mehr als drei Monate sind wir jetzt schon in Südamerika unterwegs. Seit dem letzten Blogeintrag sind immerhin 4 Wochen vergangen und es kommt uns wie eine Ewigkeit vor. Wir müssen immer in unserem Reisetagebuch „spicken“, damit wir für den Blog wieder alles in die Erinnerung holen. 😀

Im letzten Beitrag „Fin del Mundo“ berichteten wir ja noch kurz über unsere Zeit am Fitz Roy Massiv sowie Weihnachten. Daran wollen wir nun wieder anknüpfen.

Regel Nr. 1

Nachdem wir am 25. Dezember von El Chaltén abgereist sind, fuhren wir in Richtung Osten auf die Ruta Cuarenta nach Tres Lagos. Es regnete seit Weihnachten leider durchgehend, sodass wir beschlossen weiter nordwärts entweder zum Pass Rodolfo Roballos nach Chile oder nach Perito Moreno Richtung Lago Buenos Aires zu fahren. In El Chaltén tankten wir noch komplett voll, da es auf der RN40 zwischen El Chaltén und Perito Moreno bzw. dem Pass Roballos nach Chile so gut wie keine Tankstelle gibt. Der Pass wurde uns von Freunden als sehr sehenswert empfohlen, zudem wäre es der südlichste Übergang nach Chile, bei dem man anschließend weiter auf der Panamericana in Chile fahren kann (Carretera Austral).

In Tres Lagos bogen wir also auf die noch nicht fertiggestellte RN40 nordwärts ab. Nach etwa 20 Kilometern Asphalt kam uns ein französisches Wohnmobil entgegen und hielt uns mit Lichthupe und Handzeichen auf. Der Franzose erzählte uns, dass die asphaltierte Straße in ungefähr 15 Kilometern endet und eine nicht asphaltierte sandige Baustelle weitergeht. Die Straße sei kaum passierbar, wenn überhaupt nur mit Allrad, aber selbst damit hätten einige Fahrzeuge Probleme gehabt sagte er. Sie mussten nach ein paar Metern umkehren und kamen gerade so aus dem Schlamm heraus. Da es ja tagelang regnete ist aus der Dirt Road eben eine Schlammpiste geworden. Nun gut, wir bedankten uns und beschlossen auch wieder umzukehren. In Tres Lagos gab es angeblich einen Campingplatz bei dem wir uns aufhalten könnten. Eine warme Dusche und Abwarten bis die Sonne wieder scheint wäre ja nicht so tragisch. Davor wollten wir noch eine Kleinigkeit Mittagessen und suchten uns am Straßenrand einen schönen Stellplatz aus. Gesucht – gefunden. Und an dieser Stelle kommt Regel Nr. 1 zum Fahren abseits der Straße: Immer erst zu Fuß den Weg erkunden und dann  durchfahren.

Wir haben Regel Nr.1 nicht befolgt und mussten bitter dafür bezahlen. Es ging nämlich ca. 3 Meter den Straßengraben runter und unter dem augenscheinlich festem Geröll befand sich Sand. Nicht verdichtet und klatschnass vom Regen war dieser. Eine absolute Dummheit hier runter zu fahren. Wir haben es beide total falsch eingeschätzt und als Erwin mit den beiden Vorderreifen im Sand stand und es Rückwärts den Hang nicht mehr zurück ging waren meine Worte ungefähr so: „SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE…“  Nur noch viel lauter. Wir saßen zum Ersten Mal fest. Richtig fest. Erwin stand mit allen 4 Reifen im 30cm hohen Schlamm. Es ging natürlich nichts mehr. Selbst zu Fuß war es kaum möglich sich fortzubewegen. Verzweifelt versuchten wir mit Schaufeln ein bisschen vorwärts zu kommen, aber es war uferlos. Wir gruben uns nur noch mehr ein und die Schieflage von Erwin war auch nicht zu unterschätzen. Ein Foto gibt es (leider) nicht, dazu waren wir nicht unbedingt in der Stimmung. Wie überall auf den Fernstraßen kommt auch hier nur alle heiligen Zeiten ein Auto vorbei, welches uns helfen könnte. Und ein normales Auto hätte unseren 3 Tonnen Erwin hier nie hoch bekommen. Zum Asphalt waren wir ungefähr 15 Meter entfernt und dazwischen waren 3 Höhenmeter voll lehmigem Dreck. Keine Chance dachten wir…

Nach etwa einer halben Stunde fuhr ein blauer Toyota Hilux Pickup vorbei. Diese Pickups sind in Argentinien und auch Chile sehr beliebt. Die meisten Fahrzeuge hier sind Pickups. Mit 5 Sitzplätzen kann man hier nämlich auch locker mal 10 Personen transportieren.

Der Hilux hielt also an und sah uns schmunzelnd an. Ich schämte mich ins Unendliche… der typische unerfahrene Tourist mit seinem großen Auto fährt natürlich dahin wo sonst keiner hinfährt und bleibt stecken. Er bat uns Hilfe an und holte wirklich äußerst freundlich ein Abschleppseil von seiner Ladefläche. Zusammen mit unserem Abschleppseil reichte die Länge dann gerade so von der Straße zum Erwin. Ich war wirklich gespannt wie das hätte funktionieren sollen. Der kleine Pickup soll uns da nach oben rausziehen? Ich hätte alles verwettet dass das niemals klappt. Aber – tatsächlich hat es geklappt. Mehrere Anläufe waren notwendig und Erwin bewegte sich Stück für Stück wieder auf sicheren Boden zu. Der Hilux, bei dem alle 4 Reifen durchgingen hatte aber echt zu kämpfen. Es sah ziemlich genauso wie im Film Jurassic Park aus. Wer sich an die Szene erinnert, wie der Mercedes ML versucht den Bus von der Klippe zu retten hat ein gutes Bild von unserer Situation.

Nach einer guten Stunde Bergung hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Alles war voll Matsch. Unsere Schuhe waren nicht mehr sichtbar, Erwin hatte Kies und Lehm an den unmöglichsten Stellen und wir waren komplett durch. Tausendmal bedankten wir uns bei unserem „Retter“. Er und seine Frau waren super nett und sahen das als selbstverständlich an. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Argentinier zauberte uns trotz der Situation ein Lächeln ins Gesicht.

Nach diesem Erlebnis fuhren wir zurück nach Tres Lagos an den Campingplatz. Hier wollten wir nicht nur die dringend warme Dusche genießen, sondern auch Erwin auf etwaige Schäden kontrollieren. Da die Vorderachse komplett aufgesessen ist war dieser Check unbedingt notwendig. Gottseidank ist bis auf einen Lenkstangenkopf nichts kaputt gegangen. Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.

An dem Campingplatz verbrachten wir dann zwei ruhige Nächte und verarzteten unser Reisemobil. Am 27. Dezember fuhren wir dann von Tres Lagos weiter und konnten dank Sonnenschein die Baustelle auf der RN40 passieren. Wir fuhren bis nach Perito Moreno, da wir für den Pass Roballos nicht genug Diesel dabei gehabt hatten, und wir der Abzocke auf der Tankstelle in Bajo Caracoles  definitiv nicht nachgeben wollten (Diesel 1,50€ – absolut unfreundliche Besitzer).

Perito Moreno war nur ein kleiner Zwischenstopp für uns bei dem wir wieder günstig tankten und unsere Wäsche waschen ließen.

Lago Buenos Aires (Los Antiguos)

Am 28. Dezember erreichten wir Los Antiguos direkt am Lago Buenos Aires. An dem Abend gönnten wir uns einmal Essen gehen. Ein kleines günstiges Restaurant mit lokalen Speisen sollte es werden. Auf Empfehlung fanden wir das Lokal „El Rastro del Choike“. Es gab keine Speisekarten, das Tagesmenü wurde uns vom Chef auf der Gitarre vorgespielt und wir waren ein bisschen skeptisch was wir bekommen würden. Es war aber komplett anders als erwartet – das Essen war perfekt zubereitet und schmeckte uns super gut. Ein schöner lustiger und ruhiger Abend ging zu Ende.

Lago General Carrera (Chile Chico)

Am 29. Dezember machten wir uns auf nach Chile. Die Grenze ist hier nur ein paar Meter nach Los Antiguos am Lago Buenos Aires entlang. Der See ist quasi in eine argentinische und eine chilenische Hälfte aufgeteilt. Der Name ändert sich dann in Lago General Carrera. Südlich von Chile Chico hat man die Gelegenheit, bei einer kleinen Wanderung eine Höhle mit den berühmten „Manos“ zu sehen. Es handelt sich um Höhlen, in denen alte Handabdrücke der Ureinwohner zu sehen sind. Die Hände bzw. die Negative (Umrisse) wurden vor ca. 7000 Jahren an die Wände gemalt. Wir fuhren eine kleine Schotterstraße von Chile Chico in den Süden und standen nach einer knappen Stunde vor dem Startpunkt. Naja also es war fast der Startpunkt. Es war ein Parkplatz wovon eine kleine Straße dann erst weiter zum Start der Wanderung führte. Die Straße war mit einem großen Schild gekennzeichnet: „SOLO 4X4 VEHICULOS“. Hmm… bisher hat unser Erwin ja soweit jede Strecke auch ohne Allrad gemeistert, also los gings. Und – es war gar nicht soo schlimm. Eine Stelle war allerdings so steil, dass wir sie erst mit dem zweiten Anlauf gepackt haben. Bodenfreiheit für 4×4 Strecken haben wir eigentlich genug, jedoch nicht ausreichend Leistung wenn es zu steil oder recht sandig wird. Die Wanderung war dann wirklich super. Zwar recht kurz, aber wir haben wirklich viel gesehen auf dem Weg. Als Erstes sind wir an zwei Chinchillas vorbei gekommen. Fast wären wir vorbei gelaufen, weil sich die Chinchillas gut getarnt in die Berge setzen und nicht bewegen. Zudem sind sie nachtaktiv, so hatten wir echt Glück. Dann führte die Wanderung durch eine Schlucht an einem kleinen Bach entlang. Am höchsten Punkt angekommen waren dann etliche Rinder und Pferde beim Grasen. Wir sind still und leise durch marschiert und wurden wie Außerirdische angeschaut. Nach einer kleinen Gipfelbrotzeit ging es wieder bergab und an der „Cueva de los Manos“ vorbei. Die kleine Höhle von ungefähr 20 qm ist für jeden ohne Eintritt zugänglich. Ein paar Hände kann man schon noch erkennen, auf dem Foto sieht man die Malereien ganz gut. Mal ganz interessant zu sehen, vor allem wenn man sich vorstellt wie lange die Hände dort schon existieren. Zurück zum Parkplatz ging es dann noch über ein Valle de Luna, also eine Art Mondlandschaft. Auf so kurzer Strecke bekamen wir also wirklich viel zu sehen.

Pass Rodolfo Roballos

Wir fühlten uns zeitweise schon als richtige „Borderliner“. Die Nacht verbrachten wir nämlich wieder in Argentinien, da dort der Ausgangspunkt für die Ruta  41 ist, die zum Paso Roballos führt. Aufgrund der vielen Empfehlungen, wollten wir uns die Fahrt doch nicht entgehen lassen. Rückblickend hat uns persönlich die Fahrt über die Ruta 41 zum Paso Roballos sogar noch besser gefallen, da die Strecke landschaftlich noch abwechslungsreicher ist und hinter jeder Ecke quasi wieder etwas Neues wartet. Ein echtes Highlight an dieser Stelle ist der Grenzübergang. mitten im Nirgendwo. Morgens um 11 Uhr waren wir die Ersten, die von Argentinien ausreisen wollten und es mussten erst einmal das passende Datum und die richtigen Stempel herausgefunden werden.

Silvester

An dieser Stelle kommen wir zu einer der häufigsten Fragen, die uns zu dieser Zeit gestellt wurde: „Wie habt ihr denn Silvester verbracht?“

Um es vorweg zu nehmen – unser Silvesterabend war wie Weihnachten auch eigentlich relativ unspektakulär. Nachdem wir ja den Paso Roballos überquert hatten ging es die ersten Kilometer auf der Carretera Austral in Richtung Norden. Unser Ziel für die kommenden Tage waren die „Capillas de Marmol“, das sind ausgewaschene Marmorfelsen im Lago General Carrera. Man kann dort mit dem Boot hinfahren und sich die Felsformationen ansehen. Der Ort, von dem die Boote aus starten war Puerto Rio Tranquilo und wir mussten dafür etwa 50 Kilometer auf der nicht asphaltierten Carretera Austral zurücklegen. Eigentlich nicht viel, doch die Strecke war der reinste Wellblech und Schlagloch Wahnsinn. Es ging stellenweise nur in Schrittgeschwindigkeit voran, da wir den knöcheltiefen Schlaglöchern im Slalom ausweichen mussten. Ein Abschnitt an einer späteren Stelle war so schlecht und mit Gravel regelrecht „überschüttet“ dass es sogar einen Motorradfahrer auf der Gegenspur zu Fall brachte. Total Entkräftet und genervt kamen wir dann endlich in Puerto Rio Tranquilo an. Unser Stellplatz für die Nacht war direkt am Lago General Carrera, direkt vor der kleinen Anlegestelle für die ganzen Boote. Wir trafen dort auch wieder zwei Freunde, mit denen wir schon einige Abende gemeinsam verbracht haben und mittlerweile sogar eine richtige Reisefreundschaft entstanden ist. Es war wirklich schön die beiden zu treffen, da ja Silvester vor der Tür stand. Am Abend gingen wir in eine Cerveceria zum Essen und verbrachten die Zeit bis Mitternacht noch gemeinsam in ihrem Wohnmobil. In Rio Tranquilo war es an dem Abend wirklich „Tranquilo“, da wir nur einmal ein paar Böller hörten, aber von Partystimmung oder großem Silvesterfeuerwerk weit und breit nichts zu sehen war. Es war also sehr ruhig und wir gingen schon kurz nach Mitternacht ins Bett.

Capillas de Marmol

Leider war der Neujahrstag von Regen geprägt, sodass wir bis zum 02. Januar gewartet und auf besseres Wetter gehofft haben. Gottseidank war es dann sonnig und wir konnten die Bootstour zu den Marmorhöhlen am 02. Januar machen. Direkt an unserem Stellplatz gab es zahlreiche Holzbuden die alle für den gleichen Preis Touren zu den Höhlen angeboten haben. Für 10.000 chilenische Pesos p.P. ging es dann mit dem Boot raus. Das Wasser war richtig schön Türkis, die Sonne scheinte und die Höhlen waren wirklich spektakulär. Die Bilder sprechen auf jeden Fall für sich. Nach ungefähr einer Stunde ging es dann mit der Nussschale wieder rasant zurück.

Eine Fähre kommt selten alleine

Die Carretera Austral ist keine durchgehende Straße, sondern erfordert ein paar Mal das Fahren mit einer Autofähre. Nach Puerto Rio Tranquilo ging es die weiteren Tage, mit kurzem Boxenstopp in Coyhaique wieder weiter Richtung Norden. In La Junta angekommen  wollten wir uns über die anstehende Fähre informieren, die für die Umfahrung von Villa Santa Lucia eingerichtet wurde. Wir haben schon einige Tage zuvor erfahren, dass es in Villa Santa Lucia einen Erdrutsch mit mehreren Toten gegeben hat und der Ort für längere Zeit komplett gesperrt ist. Da die Carretera Austral hier hindurch die einzige Straße in den Norden ist, wurde ein Fährbetrieb von Puerto Raul Marin nach Chaitén eingerichtet. Wir hörten hier verschiedene Aussagen über die Buchung der Fähre. Manche sagten, wir benötigen eine Online Reservierung, andere sagten wir benötigen keine Reservierung da die Fähre nordwärts noch genug Kapazitäten frei hat. Nur südwärts wäre eine Reservierung notwendig. Naja, wir hatten also in den letzten Tagen unterschiedliche Aussagen gehört und wollten nun eine konkrete Aussage in der Touristen Information La Junta einholen. Das war wieder mal eine Erfahrung… WhatsApp war der Dame nämlich wesentlich wichtiger als wir und so konnten wir Ihr nur mühsam Informationen entlocken. Dass Sie bitte „un poco mas lento“ sprechen sollte, hat sie auch erfolgreich ignoriert. Wir gingen zumindest mit der Info, dass wir in Puerto Raul Marin mit der (kostenlosen) Fähre fahren sollen und die 70km Straße dorthin in sehr schlechtem Zustand sei. Und das war sie auch. Zwei Stunden haben wir dafür gebraucht, mitten durch den Regenwald. Raul Marin war ein kleines verstecktes Dorf am Pazifik und hatte außer einem Minimarkt und dem Fähranleger nicht wirklich viel zu bieten. Aber uns ging es ja in erster Linie um die Weiterfahrt. Als wir angekommen sind, erfuhren wir von anderen Reisenden dass die Fähre hier direkt im Ort gebucht werden kann. Also keine Reservierung notwendig, alles easy. Der Schalter wäre in dem kleinen Minimarkt, der allerdings schon geschlossen hatte. So konnten wir erst am nächsten Tag früh die Tickets kaufen und mit der einzigen Fähre um 11:00 Uhr fahren.

Mit deutscher Pünktlichkeit standen wir um 10:00 Uhr im Supermarkt, der gerade geöffnet hatte. Es waren allerdings schon ungefähr 15 Personen vor uns. Warum hier so ein Andrang herrschte wurde uns relativ schnell klar. Das Ausstellen der Tickets dauerte pro Person bis zu 15 Minuten!! Das Hamsterrad-Modem Internet in dem Ort brach ständig ab und die Dame, die die Tickets im PC gebucht hat, musste sich andauernd auch noch um andere Dinge in dem Minimarkt kümmern. So kam es, dass wir erst um 11:10 Uhr an der Reihe waren (ein dreister Vordrängel-Versuch war leider erfolglos). Mitgenommen hat uns die Fähre aber trotzdem. Das aber nur aufgrund der Nettigkeit und Flexibilität der Chilenen. Wir waren wirklich dankbar, als die Dame vom Ticketschalter bei der Fähre angerufen und sinngemäß übers Telefon unsere Not vermittelt hat: „Wart´s no a bissal, do kimmd no a goibs Wohnmobil!!“. Um 11:30 Uhr stand Erwin fest verzurrt mit uns auf der Fähre und die 7-stündige Fahrt nach Chaitén konnte losgehen. Die Fähre glich auch eher einer Nussschale, aber wir waren froh um den Ersatzverkehr, der zudem völlig kostenfrei war. Und eine 7 Stunden Fahrt auf einer alten Fähre hat irgendwie auch was. Stephanie hat sich zwischenzeitlich auch mal ins Erwin-Bett verkrochen, da die Nussschale doch recht heftig schaukelte und Sie immer mehr an Gesichtsfarbe verlor. Wir sind auf dem Schiff mit Brigitte und Markus (Danke dafür, dass ihr unser bayrisch am einrosten gehindert habt) und Isabella und Rudi aus der schönen Schweiz in Kontakt gekommen und so war die lange Fahrt dann doch recht schnell vorbei. Als wir um ca. 19:00 Uhr in Chaitén angekommen sind, trennten sich vorerst unsere Wege wieder. Allerdings nur für kurze Zeit, da wir Isabella und Rudi aufgrund von Taxi-Notstand noch kurzerhand zu Ihrer Cabana gefahren haben. Die beiden haben sich sehr darüber gefreut, wir wurden zum Abendessen eingeladen und durften mit Erwin die Nacht vor der Cabana verbringen. Wir freuen uns sehr die beiden kennengelernt zu haben und hoffen dass wir uns irgendwann mal wieder begegnen.

Parque Pumalin

Auf den Pumalin Park hatten wir uns schon lange gefreut. Es ist kein Nationalpark, sondern ein privater Park mit vielen Attraktionen und Wanderwegen. Auf dem 290.000 Hektar großen Gelände gibt es Vulkane, Gletscher, Lagunen und natürlich viele Tiere zu bestaunen. Wir wollten uns das nicht entgehen lassen und fuhren nach der Nacht bei der Cabana an den Westeingang des Parks. An dem Tag unternahmen wir dann noch eine kurze, aber steile Wanderung zu einem Aussichtspunkt, von welchem man aus direkt auf einen (mittlerweile stark rückläufigen) Gletscher sehen kann. Später fanden wir noch einen tollen Stellplatz für die Nacht am Meer, an dem wir auch noch einige Seehunde beim Springen beobachten konnten. Am zweiten Tag im Pumalin Park (der übrigens keinen Eintritt kostet) gingen wir zum Ersten Mal auf einen aktiven Vulkan. Das war schon ein Highlight. Die Wanderung hatte es zwar in sich, aber dafür wurden wir oben mit einer super tollen Aussicht und eben dem aktiven Vulkan Chaitén belohnt. Der Vulkan rauchte und dampfte, ist aber derzeit recht ruhig und nicht gefährlich. Hinein gesehen haben wir leider nicht, vielleicht haben wir das Glück ja in den kommenden Ländern, wo es noch viele weitere aktive Vulkane zu sehen gibt. Nach einem zweiten kurzen Rundweg durch einen alten Baumbestand von Alercen, die bis zu 7000 Jahre alt sind, fuhren wir Richtung Fähre und blieben auf der Strecke noch eine Nacht im Park.

Man gelangt zum bzw. vom Park weg nur mit einer Fähre. Wir mussten also in Caleta Gonzalo die Fähre Nr.2 nehmen um von dort aus nach Hornopirén zu gelangen. Am Morgen fuhren wir dann die paar Meter also zum Fähranleger und stellten uns in der Reihe an. Das Schiff hätte eigentlich um 10:30 Uhr abfahren sollen (Das Ticket dafür haben wir in dem Minimarkt Raul Marin gebucht), doch wir wurden dann von anderen Reisenden informiert dass der Fährbetrieb auf nur mehr eine Fahrt reduziert wurde und wir wahrscheinlich bis 15:00 Uhr oder sogar noch länger warten müssen. Na bravo, wir standen am Ende des Parks bereit zur Abfahrt und mussten nun 6 Stunden warten. Viel Zeit also. Zum Glück war das Wetter, wie auch schon in den letzten Tagen wieder viel besser und wir konnten den Tag draußen am Meer verbringen. Hier hatten wir zum ersten Mal das Glück, Delphine in ein paar Meter Entfernung beobachten zu können. Es war gigantisch – eine Gruppe von 5 oder 6 Delphinen trieb direkt am Ufer kleinere Fische zusammen. Ein wunderbares Schauspiel, das uns echt gefesselt hatte. Wir konnten uns also gut die Zeit vertreiben und waren froh, als die Fähre endlich um 17:30 Uhr um die Ecke kam. Es ist eben alles flexibel hier. Erst um 18:00 Uhr starteten wir die 4,5 stündige Fährfahrt nach Hornopiren.

Los Lagos

Nach einer ruhigen Nacht in Hornopiren, direkt am Hafen, mussten wir mit Fähre Nr. 3 (und damit der vorerst Letzten) wieder ein kurzes Stück der Carretera Austral überbrücken. Von Puelche ging es in ein paar Minuten nach La Arena. Von dort aus führte die Carretera Austral dann asphaltiert weiter Richtung Puerto Montt. Wir wollten nicht direkt nach Puerto Montt, da es dort sehr touristisch sein soll und wir eigentlich keinen Grund hatten uns in der Stadt aufzuhalten. Vielmehr interessierte uns Puerto Varas und der angrenzende Lago Llanquihue. Auf dem Weg haben wir an der Straße mal angehalten um uns ein paar Empanadas zu kaufen. Der Verkäufer war super nett und wir kamen ins Gespräch. Er war dann so begeistert von uns und interessiert, dass wir ihm natürlich gleich Erwin gezeigt haben. Nach ein paar Fotos und einem wirklich netten Ratsch mampften wir noch die super leckeren Empanadas de Horno und fuhren weiter. Eine tolle Begegnung die das Reisen wirklich sehr schön macht. In Puerto Varas haben wir die Nacht dann am Ufer des Lago Llanquihue verbracht – mit super Blick auf den Vulkan Osorno. Ein absoluter Bilderbuchvulkan mit schneebedeckter Spitze, sieht aus wie gemalt. Puerto Varas haben wir uns auch noch angesehen, war uns aber doch auch etwas zu touristisch und zu Deutsch – es gab deutsches Bier, Kuchen und Strudel. Das war uns dann etwas zu viel Kulturschock. Die Straßen dort rund um den See Llanquihue und generell in dem Seengebiet Los Lagos waren jedenfalls traumhaft und wir genossen die Sonne, ein Picknick am Strand und die ruhige gemütliche Fahrt durch die kleinen Ortschaften.

Leider gestaltete sich die Stellplatzsuche für die bevorstehende Nacht diesmal so schwierig wie sonst noch nie. Wir fanden einfach keine Möglichkeit uns irgendwo hin zu stellen. Entweder waren die Gebiete eingezäunt oder der Stellplatz direkt an einer Hauptstraße. So landeten wir etwas unfreiwillig im Nationalpark Puyehue, da wir dort einen Stellplatz wussten, eigentlich jedoch nicht mehr so weit fahren wollten. Bis nach Antillanca führte unsere Reise an dem Abend. Das ist ein Skigebiet im Nationalpark, welches zu der aktuellen Jahreszeit natürlich nicht betrieben wird. Man kann dort aber problemlos mit dem Auto auf einer Grünfläche übernachten. Etwas genervt von der anstrengenden Suche nahmen wir den Platz also in Kauf und verbrachten eine ruhige Nacht – mitten im Nationalpark. Rund um den Platz war keine Menschenseele und auf der Straße fuhr gerade mal ein Auto am Abend vorbei. Was sich erst als nervigen Umweg für die Nacht gezeigt hat, stellte sich dann doch als ganz tolle Gelegenheit raus. Wir konnten nur ungefähr 2 Kilometer weiter von unserem Stellplatz eine kleine Wanderung zu einem Panorama-Aussichtspunkt unternehmen. Wenn wir schon mal (unfreiwillig) da sind, warum nicht die paar Meter hoch laufen und die Aussicht genießen.

Wir marschierten also am nächsten Morgen los, vorbei am Crater Raihuen bis zu dem Aussichtspunkt. Immer begleitet von den Tabanos, mit denen wir nach dem Aufstehen in der Früh schon Bekanntschaft machten als sie unseren Erwin praktisch umzingelten und wir von der Schiebetüre raus nach vorne springen mussten. Zu hunderten waren die großen brummenden Pferdebremsen gekommen um unser gelbes Auto zu umkreisen. Stechen können sie zum Glück nicht besonders gut, aber dennoch ist es furchtbar lästig wenn man 100 Tabanos um sich herumfliegen hat. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten – je dunkler die Kleidung und desto mehr man um sich schlägt desto mehr Tabanos kommen angeflogen. Wir haben uns also mit zwei dunklen T-Shirts, einem schwarzen Rucksack und einer schwarzen Mütze, sowie der „BLONG! …BLONG!“ – Challenge (Geräusch wenn man ein Tabano mit einer leeren Flasche trifft) einwandfrei verhalten. Naja wir hatten trotzdem Spaß und unsere obligatorische Gipfel-Brotzeit haben wir uns auch nicht nehmen lassen. Ein sehr schöner Tag, der die anstrengende Stellplatzsuche vom Vortag schnell vergessen ließ.

Viel Wind um Nichts

Unsere weitere Routenplanung führte wieder mal nach Argentinien. Wir wollten die so oft angepriesene Ruta de los 7 Lagos fahren. Eine Teilstrecke der Ruta Cuarenta in Argentinien, auf der man an vielen Seen mit wunderbarer Landschaft vorbeikommt. Wir fuhren also über die Ruta 231 in Chile in Richtung Villa La Angostura, Argentinien. Die Straße führt zwischen den Grenzstationen über einen kleinen Pass in 1300 Meter Höhe. Von der chilenischen Ausreise bis zur Einreise in Argentinien sind es ungefähr 25 Kilometer. Und das Interessante ist – beide Grenzen schließen um 20:00 Uhr. Zwischen 20:00 Uhr abends und 08:00 Uhr morgens fährt praktisch kein Auto auf dem Pass entlang. Es gibt also kaum eine ruhigere und sicherere Möglichkeit zu übernachten als zwischen den beiden Grenzstationen. Das taten wir dann auch und bezogen unseren neuen Stellplatz Nr.1 auf unserer Reise. Etwas abgelegen von der Hauptstraße führte ein Weg zu einem wunderschönen von Bäumen umgebenen Gebirgssee. Stephanie versuchte sich das erste Mal im Angeln und wir genossen den traumhaften Abend in fast schon beängstigender Stille. Echt gigantisch.

Nach der Einreise in Argentinien am nächsten Morgen ging es nun die Ruta de los 7 Lagos entlang. Wir fanden die Landschaft wirklich sehr sehenswert und wir hatten auch hier zwei schöne Nächte direkt am Fluss, jedoch finden wir dass die Straße doch etwas zu sehr gehypet wird (wenn wir an das ein oder andere Gespräch mit den Argentiniern zurückdenken). Deshalb unser Fazit: Viel Wind um Nichts… oder nicht viel.

Nationalpark Lanin

Es sollte mal wieder ein ruhiger Tag werden. Ohne viele Kilometer und ohne groß etwas zu unternehmen. Wir fanden nach der Ruta 7 Lagos einen tollen Stellplatz an einem Rio, in der Nähe des Ortes Malleo. Das war ein öffentlicher Campingplatz, jedoch ohne „Facilities“. Es war nicht viel los und der Platz war wieder mal sehr „tranquilo“ – mit dem Vulkan Lanin im Hintergrund. Obwohl es ja ruhig sein sollte gibt es dennoch viel zu erzählen. Zum Beispiel unsere erste Brot-Back-Aktion. Ein für uns unentbehrlicher Begleiter auf der Reise ist ja der Dutch Oven. Man kann praktisch Alles, zumindest sehr viel darin zubereiten. Eintöpfe, Gemüse, Fisch, Fleisch und unter Anderem eben auch Brot. Und was bietet sich bei den latschigen geschmacklosen weißen Weizensemmeln hier besser an als – Brot backen! Sogar das kann der Dutch Oven… eigentlich. Man muss nur etwas Gefühl dafür entwickeln. Der Teig war soweit nicht das Problem. Wir haben für den ersten Versuch mal eine ganz normale Brot Backmischung angerührt und den Teig ungefähr zwei Stunden in der Sonne gehen lassen. Sah schon ganz gut soweit aus. Dann haben wir ein Feuer gemacht und bei niedriger Hitze versucht das Brot im Dutch Oven zu backen. Große Steine, die wir im Feuer heiß gemacht haben legten wir immer wieder oben auf den Dutch Oven damit das Brot nicht nur von unten Hitze bekommt. Doch es kam wie es kommen musste. Die Hitze war „etwas“ ungleichmäßig verteilt, sodass wir irgendwann einen Keks mit Teig-Topping hatten. Umgedreht und von der anderen Seite gebacken war es dann irgendwann fertig. Zumindest war es „fest“. Ein kulinarisches sowie optisches Highlight war es leider nicht, dennoch war unser Optimismus ungebrochen und wir beschlossen weitere Versuche zu unternehmen.

Neben der Brot-Back-Aktion haben wir dann auch wieder mal Flusswäsche betrieben (darin sind wir bereits geübt) und uns recht ausgiebig mit einem Schweizer Päärchen unterhalten, welches seit ganzen 4 Jahren bereits die amerikanischen Kontinente bereist. Bei einem gemütlichen Ratsch am Abend haben wir die beiden gelöchert und in kurzer Zeit viel über sie und das Reisen in Erfahrung gebracht. Eine sehr schöne Begegnung, von der wir wirklich viel mitgenommen haben.

Am nächsten Tag machten wir uns zur Abwechslung mal wieder zur Grenze nach Chile auf. Bei einem Zwischenstopp im Nationalpark Lanin, wo wir eine kurze Wanderung zur Aussichtsplattform auf den Vulkan Lanin unternommen haben, trafen wir Richard aus Boston. Die Begegnung war wesentlich schöner als die Wanderung oder die Aussicht. Richard war super freundlich und Matthias hatte endlich einen richtigen Amerikaner gefunden, der bereit für eine politische „Diskussion“ war. Es war sehr interessant wie Richard über Amerika, die vergangenen Wahlen und die aktuelle politische Situation in Amerika erzählte. Zudem haben wir unser eingerostetes Englisch wieder mal aus der Versenkung geholt und bekamen sogar ein Lob dafür. Amerika kann also kommen 😉

Auf den Spuren der Mapuche

An der argentinischen Grenze angekommen erledigten wir zunächst wie immer den ganzen Papierkram und wurden dann anschließend überraschenderweise mit Spürhund auf Waffen und Drogen durchsucht. Das Prozedere hatten wir bisher nur bei der Einreise nach Chile, aber was solls. Unsere Drogen und Waffen waren scheinbar so gut versteckt, dass der liebe Wauwau nichts zu beanstanden hatte. Wir durften also passieren und fuhren weiter nach Curarrehue. Ein kleiner Ort, der gute Möglichkeiten zum Einkaufen bietet. Nach der Grenze ist dies eigentlich immer notwendig, da man ja keine frischen Lebensmittel  (Obst, Gemüse, Honig, etc.) keine Wurst- oder Fleischwaren mitführen darf. In Curarrehue tätigten wir dann also erst einmal einen Großeinkauf für die kommenden Tage. Wo wir aber in dieser Gegend die Nacht verbringen können, wussten wir noch nicht. Auf der Suche nach einem passenden Stellplatz hatten wir dann richtig Glück und landeten in einer Feria, die von Mapuche geführt wird. Eine Feria ist ein Markt, auf dem es neben Selbstgemachtem und lokalem Essen, auch Outdoor-Angebote, wie zum Bespiel einer Kajakfahrt auf dem nahegelegenem Fluss oder Ponny reiten für Kinder gibt. Wir fragten einen Mitarbeiter, ob es möglich sei auf dem Parkplatz der Feria zu übernachten und haben nicht schlecht gestaunt als er uns auf Deutsch geantwortet hat. Wir kamen so ins Gespräch und er war so nett uns eine Einführung in seine Kultur und in die Feria zu geben. Nach der ausgiebigen Führung durch das Gelände tranken wir noch gemeinsam ein Bier in der originalgetreu nachgebauten Rica und durften dann mit Erwin auch auf dem Parkplatz übernachten. Unser Aufenthalt in Curarrehue endete mit einem kurzen Besuch des Mapuche Museums, wo wir Eliseo nochmal trafen und unsere Handynummern austauschten. Wir verließen den Ort Richtung Nationalpark Villarica.

Nationalpark Villarica

Zwei Nächte verbrachten wir mit Erlaubnis des Rangers an einem ruhigen Fluss-Stellplatz im Nationalpark Villarica. Wir gingen den Sendero Pichillancahue, der uns auf insgesamt 16 Kilometern durch dichte Araucarien Wälder zu einem mit Asche bedeckten Gletscher führte. Am Ende des Rundweges kann man eine Eisbrücke sehen, die der Gletscher durch den Schub über die Jahre gebildet hat. Nach der Wanderung war dann wieder mal Wäsche waschen und Duschen im Fluss angesagt. Der war glasklar und schön sauber, jedoch eis-eis-eis-eis-kalt. Also geschätzt so um die 5-8 Grad. Die Dusche fiel also sehr kurz aus.

Pucon

Nach dem Nationalpark Villarica fuhren wir die Straße weiter nach Pucon. Wir wussten, dass dies ein sehr touristischer Ort sein soll, allerdings wollten wir hier nur übernachten und vielleicht ein bisschen im angrenzenden Lago Villarica baden. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht wirklich wie wir weiter fahren wollen und dachten daher an einen kleinen Boxenstopp. Wir fühlten uns aber überhaupt nicht willkommen. Die Menschen waren nicht gesprächig, die Gesichter grimmig. Es war einfach auf einmal völlig anders. Da wir uns hier wie gesagt richtig richtig unwohl gefühlt haben, beschlossen wir nicht in Pucon zu bleiben sondern weiter zum Nationalpark Huerquehue zu fahren. Dort hätten wir übernachten können und der Park wurde zudem in etlichen Reiseführern und von den Chilenen selbst als „herausragend“ bezeichnet. Die kurzfristige Entscheidung doch noch in den Park zu fahren zog aber einen langen Rattenschwanz nach sich, der uns an dem Abend ganz schön schlauchte. Die Straße zum Park war schmal, nicht asphaltiert und überhaupt in einem miesen Zustand. Am Park angekommen gingen wir zunächst in das Häuschen des Rangers, welcher die Eintrittsgelder kassiert. Der Ranger war nicht nur mega unfreundlich, sondern nuschelte auch noch in schnellem Spanisch irgendwas von Camping und Blabla… und dass wir Camping bezahlen müssen auch wenn wir es nicht nutzen und so weiter. Wir baten ihn mehrmals höflich bitte langsamer zu sprechen und es uns besser zu erklären oder aufzuschreiben, da die Kosten wirklich absolut undurchsichtig waren. Tägliche horrende Parkplatzgebühren + Campinggebühren, die dann aber nicht tageweise sondern je Auto verlangt werden… irgendeine ganz komische Mischung die wir nicht auf Anhieb verstanden haben. Als er dann immer grantiger wurde (es war 20:05 Uhr und um 20:00 Uhr schließt der Park eigentlich…. Oh nein!!) knallte er die Türe zu, sagte: „So… CERRADO!“ und wandte sich schimpfend von uns ab. Na da fühlt man sich doch gleich richtig willkommen. Ebenso schimpfend bedankten wir uns „freundlich“ bei dem netten Herren und setzten uns in Erwin. Es war nun schon spät, der Park kam nach diesem Erlebnis weder zum Übernachten noch zum Wandern in Frage und wir brauchten dringend einen Platz für die Nacht. Also zurück nach Pucon. Hier gibt es zumindest bewachte Stellplätze in der Stadt bei denen man für teures Geld Parken und evtl. auch schlafen kann. Genervt und geschlaucht versuchten wir unser Glück, wurden aber immer abgewiesen. Die Plätze waren entweder nicht für Wohnmobile oder wurden über Nacht geschlossen. An einer Nebenstraße vorm Hafen parkten wir dann einfach in einer gebührenfreien Zone und hofften auf eine ruhige  und sichere Nacht.

Nationalpark Conguillío

Die Nacht in Pucon war dann tatsächlich recht ruhig. Nach einem kleinen Spaziergang durch Pucon ging die Reise weiter. Wir wollten ja eigentlich noch einen Nationalpark besuchen und entschieden uns dann kurzerhand zum Park Conguillío zu fahren. Da wir schon recht spät dort ankamen, verbrachten wir die Nacht vor dem Park auf einem schönen Stellplatz direkt auf dem ausgetrockneten Lava-Strom des Llaima Vulkans. Der Nationalpark ist Zeuge der zahlreichen Ausbrüche des Llaima. Unglaubliche Mengen an Vulkanstein prägen hier die Landschaft. Im Park findet man dann wunderschön gefärbte Lagunen vor, von denen wir als erstes die Laguna Verde und die Laguna Arcoiris anschauen. Am Nachmittag sonnten wir uns noch etwas am belebten Badestrand der Laguna Conguillío. Natürlich auch in Vorbereitung auf die anstehende Wanderung: 12 km und 600 Höhenmeter.

Es war die bisher schönste Wanderung in einem Nationalpark. Wir sahen gleich zu Beginn drei Stück der seltenen Carpintero Negro´s, einem Specht mit knallrotem Kopf. Mit vielen Aussichtspunkten gingen die 12 km sogar recht schnell vorbei. Nach der Gipfelbrotzeit folgte der Rückweg und die anschließende Abkühlung im See.

Chilenische Gastfreundschaft

Dass die Chilenen sehr gastfreundlich sein können haben wir ja schon mitbekommen. Doch nun erreicht das ein ganz neues Level. Wenn wir daran zurück denken sind wir immer noch überwältigt. Das Abenteuer begann eigentlich ganz harmlos mit der Frage nach der Autobahnmaut. Wir fuhren am Abend des 25. Januars einen kleinen Campingplatz Nähe der Kleinstadt Negrete an. Mangels Alternativen entschieden wir uns mal einen kleinen Campingplatz in Anspruch zu nehmen um nicht wieder in die Stellplatz Not zu geraten wie es uns ja schon ein oder zweimal passiert ist. Der Campingplatz war direkt am Fluss Rio Bio Bio und wir hatten uns schnell gemütlich eingerichtet. Auf dem Platz waren noch einige andere Gäste, die meisten davon Einheimische. Direkt neben uns war eine Gruppe aus drei oder vier Familien beim campen, ca. 15 Leute. Wir haben mitbekommen dass Sie schon etwas neugierig sind und über „Alemania“ reden. Über unser Nummernschild wurde dann auch kurz gesprochen, jedoch ohne direkt Kontakt mit uns aufzunehmen. Das ging so ein paar Minuten lang. Wir grüßten uns dann kurz mit einem freundlichen „Hola!“, mehr aber auch nicht. Dann – eine Frage von Matthias reichte aus um das Eis zu brechen und er war umzingelt von 10 Familienmitgliedern, die alle wissen wollten, was „der Deutsche da fragt“. Wir wollten eigentlich nur wissen ob und wie man auf der Ruta 5, der Autobahn von Chile Maut bezahlen muss. Wir bekamen dann ausführlichste Infos wie und wann und wieviel Maut wir zahlen müssen. Sie waren so hilfsbereit wie wir es selten erlebt haben. So kamen wir dann ins Gespräch und wir erzählten, dass wir aus Deutschland sind, eine Reise machen  und so weiter. Sie schauten sich Erwin an und waren total begeistert. Kurzerhand luden sie  uns dann zu ihrem Lagerfeuer ein. Wir sollen einfach später rüber kommen. Diese Einladung ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Sobald wir an ihrem Tisch Platz genommen hatten, wurden wir wie Familienmitglieder behandelt, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat und denen man jeden Wunsch von den Augen abliest. Wir waren überwältigt von ihrer Gastfreundschaft und das Gefühl – mitten unter drei chilenischen Familien zu sein – war einmalig. Aber es kam noch besser. Sie haben uns im Laufe des Abends erzählt, dass sie kommenden Samstag  nach Alto Bio Bio fahren um dort zu campen. Es gibt dort einen Bergbauern mit ein paar Ziegen der Ihnen seinen Grund zum Campen zur Verfügung stellt. Wir sind herzlich eingeladen und müssen unbedingt mitkommen! Das war schon etwas sehr besonderes für uns. Eine Einladung in den gemeinsamen Familienurlaub – besser kann man die chilenische Kultur doch nicht kennenlernen, dachten wir. Der einzige Haken an der Sache war, dass wir zu dem Campingplatz gut 150 Kilometer in die falsche Richtung – nach Süden fahren mussten. Wir wollen ja eigentlich in den Norden. Aber warum eigentlich nicht mitfahren?  Zeit haben wir ja genug. Wir bedankten uns tausendmal für die Einladung und gingen dann Stunden später nach vielen Gesprächen und Vollverpflegung  ins Bett. Den Freitag verbrachten wir noch im Hause bei einem Teil der Familie, die in Negrete leben. Wir lernten Sie noch besser kennen, bekamen einen netten Einblick in die Familie und konnten bei den langen Gesprächen wieder mal unsere Spanischkenntnisse etwas aufbessern.

Am Samstag ging es dann schon früh los nach Alto Bio Bio. Wir starteten im Konvoi die Fahrt von Los Angeles aus und fuhren dann ca. 2 Stunden zum Ziel. Dort angekommen, erwartete uns eine Familie die eine kleine Landwirtschaft mit Ziegen, Schafen und Hühnern betreibt. Leider kommen Sie hier in den Bergen nur schwer an Lebensmittel da der nächste Supermarkt ganze 2 Stunden entfernt ist – noch dazu besitzen Sie kein Auto. Wir wussten bereits, dass die Familie als Gegenleistung für den Campingplatz eine Kiste voll Lebensmittel bekommt, das fanden wir sehr toll. Eine Hand wäscht die andere, so soll es sein.

Die zwei Tage auf dem Hof zusammen mit den Chilenen waren echt wunderschön. Wir konnten dort am Rio Angeln, es wurde gegrillt, viel gegessen, auch das ein oder andere Bier getrunken, die Kinder haben Erwin in Beschlag genommen und wir hatten einfach viel Spaß zusammen. Wir fühlten uns total wohl und richtig in das Familienleben integriert. Rund um die Uhr wurden wir versorgt und sogar die Kinder fragten uns laufend ob wir schon noch genug zu Essen und zu Trinken haben. Für Stephanie wurde beim Asado (eigentlich 100% Fleisch) sogar extra ein Fisch mit gegrillt. Am Samstagabend wurde sogar ein echtes Highlight aufgefahren. Eine ganze Ziege wurde geschlachtet. Nicht für uns ein noch nie da gewesenes Ereignis, auch für die Chilenen, die zum Teil aus Santiago stammen war es einmalig. Der Ziegenwirt schlachtete für uns eine ganze Ziege, die dann in zwei Hälften geteilt über dem offenen Feuer gegrillt wurde. Ein echter Gaumenschmaus! Der Abend ging in gemütlicher Runde zu Ende und wir saßen noch bis spät in die Nacht zusammen, tanzten zu spanischer Musik und aßen lecker gegrillte Ziege.

Am Sonntag wurde dann noch eine deftige, unglaublich leckere Katersuppe mit den Resten vom Vortag über dem Feuer zubereitet und wir verabschiedeten uns langsam alle voneinander. Nach ein paar Gruppenfotos tauschten wir natürlich noch Handynummern und Kontaktdaten aus und drückten alle nochmal richtig. Stephanie wurde noch richtig beschenkt, sogar die Kinder haben ihr eine Kleinigkeit zum Abschied gebracht. Obwohl wir die Familie erst seit ein paar Tagen kannten fiel es uns doch recht schwer uns zu verabschieden. Es ist doch erstaunlich wie schnell man eine Bindung aufbauen kann. Wir hatten wirklich unglaubliches Glück so herzliche und gastfreundliche Menschen getroffen zu haben. Eine große Scheibe könnten wir uns da abschneiden. Wer von uns würde denn wildfremde Youngsters mit einem alten Mercedes Bus in den Jahresurlaub zum campen mitnehmen?

(Bitte nicht wundern, wir haben von dem Wochenende sehr viele schöne Fotos, jedoch haben wir die Bilder auf denen nicht nur unsere Gesichter zu sehen sind bewusst weg gelassen)

Mit der Ramal von Talca nach Constitucíon

Nach dem Wochenende in Alto Bio Bio wollten wir wieder Richtung Norden weiterkommen und nahmen einen Teil auch die RN 5 Autobahn. Da wir ja nicht nur zum Wandern auf Reise gefahren sind wollten wir bzw. vielmehr Matthias mit der ältesten Schmalspureisenbahn von Talca nach Constitucíon fahren. Die Fahrt kostet umgerechnet nur ein paar Euro und führt durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend immer entlang des Rio Maule. Wir mussten dafür allerdings Erwin stehen lassen und bis nach Talca zunächst mit dem Bus fahren. Das ist hier in Chile relativ einfach, denn Überlandbusse verkehren wie wohl in ganz Südamerika regelmäßig und zügig von einer Stadt zur nächsten. Wir übernachteten zunächst in Constitucíon am Strand und machten uns dann am nächsten Morgen auf nach Talca. Der Bus legte die 90 Kilometer in ungefähr 1,5 Stunden zurück und wir waren gegen 13:00 Uhr in Talca. Um 15:30 Uhr ging die Ramal Bahn zurück nach Constitucíon. Eigentlich sollte die Bahn schon längst eingestellt werden, doch der Betrieb wird jedes Jahr wieder aufrechterhalten. Für viele Menschen in den Bergen zwischen Talca und Constitucíon war die Bahn lange Zeit das einzige Verkehrsmittel, mittlerweile ist das zum Teil noch genauso, zum Teil fahren aber auch mehr und mehr Touristen damit. In Talca hatten wir bis zur Abfahrt noch viel Zeit und so gab es den ersten überfälligen Haarschnitt für Stephanie, einen kleinen Snack an einem Straßenimbiss und einen kurzen Rundgang durch das Zentrum. Um 15:00 Uhr standen wir vor dem Ticketschalter der Eisenbahn, da uns in der Tourist Info geraten wurde früh da zu sein. In den Sommermonaten sei die Bahn gut besucht und wer nicht mehr reinpasst hat Pech gehabt. Wir warteten in der Bahnhofshalle also bis 15:30 Uhr, doch es war weit und breit kein Zug in Sicht. Erst um 16:00 Uhr öffnete ein Bahnhofswärter die große Türe zu den Gleisen und wir konnten zur Bahn marschieren. Der Andrang war bei weitem nicht so groß wie von der Info beschrieben. Wir hätten uns auch locker noch kurz vor Abfahrt ein Ticket kaufen können. Voll war die Bahn noch lange nicht. Die uralte Lok besteht nur aus der eigentlichen Lok und einem Waggon. Ungefähr 200 Personen können damit befördert werden. Wir setzen uns wie kleine Kinder in die erste Reihe damit wir genau beobachten können wie das alte Teil überhaupt bedient wird. Es war schon spannend. Der Lokführer und ein Helfer stiegen ein und starteten den Zug. Langsam aber sicher ging es los. Mit Schrittgeschwindigkeit fuhren wir aus dem Bahnhof, doch recht viel schneller wurden wir auch nicht mehr. Für die 90 Kilometer muss man immerhin gute 3 Stunden einplanen. Es war richtig gemütlich und schön mal nicht selbst fahren zu müssen. Vorbei ging es an Obstplantagen, Weinbergen, Bergdörfern und den unberührten Ufern des Rio Maule. Ein paar Mal hielt der Zug für uns scheinbar im Nirgendwo um noch weitere Personen aufzusammeln. Die Bewohner hier wissen ganz genau wann und wo der Zug vorbeikommt und steigen hier einfach zu. Die 3 Stunden sind schneller als gedacht vergangen. Empfehlenswert ist die Bahn für „Freaks“ allemal. Klein Matthias ist eben fasziniert von allem was laut ist und rollt 😉 Schade fanden wir nur, dass die Bahn für die Mitarbeiter in keinster Weise eine Wertschätzung bekommt. Wir hatten den Eindruck dass Sie einfach genervt sind von der alten langsamen Lok, keinen Wert auf den Erhalt legen und während der Fahrt eigentlich lieber Musik hören oder WhatsApp schreiben. Einzig ein alter Opa hat dem Zug beim Vorbeifahren gewunken – er ist bestimmt schon vor 50 Jahren damit in die Schule gefahren.

Die letzten Wochen waren so Ereignisreich wie noch nie. Wir haben viel erlebt, viele nette Menschen kennengelernt und sind noch mehr in Reiselust gekommen.

Momentan stehen wir in Los Vilos schon vor der Region Atacama, etwas nordwestlich der Hauptstadt Chiles – Santiago. Wir haben einige Interessante Ziele vor uns. Die weitere Route wird uns vorerst noch durch Chile führen, dann haben wir einen Abstecher nach Salta in Argentinien geplant. Zurück geht es dann wieder über einen 4200 m hohen Pass nach San Pedro de Atacama in Chile. Im Hinblick auf das bolivianische Hochland ein erster „Test“ sozusagen wie wir und – vor allem unser Erwin mit der Höhe klar kommen.

4 Gedanken zu „Mittendrin statt nur dabei

  1. Hat mich gefreut euch in Sued Amerika zu treffen. Euer Blog ist ausgezeichnet. Wenn Ihr in der naehe von Portland sind, dann seid ihr gerne bei uns eingeladen.

  2. ja da hat die bärbel recht .
    nach dem wir euch kennengelernt haben, haben wir mit viel freude euren bericht gelesen und sind gespannt, was ihr noch erlebt.
    machts gut und füllt weiterhin eueren „koffer“ mit tollen unvergesslichen eindrücken.
    isabella und rudy

  3. Wow; wir sind platt. Das wird ja immer noch gigantischer!!!!!
    Danke für euren Superbericht. Es ist jedes Mal eine Freude zu lesen und zu sehen, wo ihr da in dem fernen Südamerika seid. Wie es scheint, geht es euch gut; das ist für uns die Hauptsache. Noch viel Freude weiterhin. Wir sind schon sehr gespannt, wie es weitergeht.
    Ganz herzliche Grüße aus Preisenberg Hier sollte jetzt so ein rundes gelbes, lachendes Gesicht stehen. (Das kann ich aber leider nicht)

  4. Ihr zwei seid ja richtige Schriftsteller!!
    Da solltet ihr nach der Reise ein richtiges Buch
    schreiben!!!
    Gute Reise weiterhin und passts auf eich auf!!

    1000000 Bussis
    Mamsli

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