Kolumbien – last but not least
Mit gemischten Gefühlen betreten wir das letzte südamerikanische Land auf unserer Reise. Wir hörten, wie so oft, viel Positives und viel Negatives über Kolumbien. Jeder weiß, dass das Land nicht gerade eine rosige und einladende Vergangenheit hinter sich hat. Doch wir geben jedem Land eine Chance und versuchen ohne Vorurteile die Menschen in ihrer Heimat kennenzulernen. Das ist uns auch wirklich gut gelungen wie wir finden.
Ein herzlicher Empfang
Das Prozedere an der Grenze war im Gegensatz zu unseren Erwartungen völlig stressfrei und einfach. Es verlief alles reibungslos und wir durften für 90 Tage einreisen. Bei der KFZ Versicherung waren wir uns in Kolumbien wieder mal nicht ganz sicher, ob diese benötigt wird oder nicht. Wir haben uns vorsichtshalber im nächsten Ort eine gekauft und können somit ruhigen Gewissens auch in die zu erwartenden Polizeikontrollen rauschen. Sicher ist sicher, und bei umgerechnet 21€ für 30 Tage Versicherungsschutz stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit sowieso nicht mehr. Die lange Wartezeit an der Grenze, das Beschaffen von Versicherung und Bargeld nahm seine Zeit in Anspruch und es wurde schon dunkel. Somit wurden wir etwas unruhig und machten uns intensiv auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Diese war schnell gefunden und wir hatten zum Glück nur ein paar Kilometer zu fahren. In jedes Land das wir reisen, vermeiden wir Nachtfahrten so gut es geht. Zu oft wird davor gewarnt. Wir schlugen unsere Zelte auf einem großen Parkplatz der Gondelbahn, die zur Iglesia Las Lajas führt, auf. Die Iglesia wollten wir ohnehin ansehen und so bot es sich an dort zu fragen, ob wir für eine Nacht parken dürfen. Wir durften und wurden sehr freundlich von den Mitarbeitern der Station empfangen. Toiletten, Wifi und ein kostenloser Parkplatz mit Security für die Nacht – was will man mehr.
Santuario de Las Lajas
Am nächsten Morgen besuchten wir die für uns wohl schönste und umwerfendste Kirche in Südamerika, wenn nicht sogar der ganzen Welt. Die Iglesia de Las Lajas, so wie sie Heute zu sehen ist, wurde zwischen 1916 und 1949 in fünf Bauabschnitten gebaut. Eine alte Geschichte besagt, dass dort eine Mutter mit ihrer, bis zu dem Zeitpunkt taubstumm gehaltenen Tochter, Schutz vor einem Sturm suchte. Die Tochter zeigte plötzlich auf eine Erscheinung und sprach zu ihrer Mutter „Mamita, die Frau ruft mich…“. Die Geschichte wurde dann von Behörden und der Kirche geprüft und im Jahr 1754 bestätigt. Daraufhin entwickelte sich der Ort zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte in Kolumbien und man begann mit dem Bau. Durch unzählige Umbauten und Veränderungen entwickelte sich die Iglesia zur heutigen Form. Wir spazierten durch das Gelände und konnten auch für kurze Zeit bei einem Gottesdienst dabei sein. Der Bau ist wirklich faszinierend. Die Kirche wurde zum Teil direkt in den Berg gebaut und erstreckt sich mitsamt dem Vorplatz über einen Fluss in ungefähr 150 Meter Länge.
Mit Militärschutz nach Popayan
Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben… wir wurden nicht eskortiert oder so. Aber entlang der Panamericana befindet sich ungefähr alle 30/40 Kilometer ein Militärposten und die Soldaten zeigen per Daumen an, ob der kommende Streckenabschnitt sicher befahrbar ist oder nicht. Wir hatten zum Glück nur Daumen nach oben, waren aber schon erschüttert wie allgegenwärtig die Gefahr von Guerillas und Paramilitärs noch in vielen Gebieten Kolumbiens ist. Nichtsdestotrotz fühlen wir uns sehr sicher und alle Soldaten, Polizisten und sonstige Menschen mit denen wir Kontakt hatten waren sehr freundlich und interessiert. Kolumbien empfing uns mit offenen Armen. In Popayan angekommen wird der herzliche Empfang nochmal durch eine Polizeikontrolle verdeutlicht. Wir werden am Ortseingang angehalten – Matthias Blick geht als erstes direkt zum Lichtschalter – eine Angewohnheit die uns die Korruption in Peru beschert hat. Dort werden regelmäßig ausländische Wohnmobile abgezockt weil sie ohne Licht unterwegs sind. Die Lichtpflicht gilt dort aus Polizeisicht natürlich nur für Ausländer… Auf jeden Fall war unser Licht an und so hatten wir eigentlich nichts zu befürchten. Der Beamte begrüßte uns freundlich und wollte zunächst nur unsere Pässe sowie Matthias Führerschein sehen. „Todo bien“ – sagte er und fragte uns wo wir hin wollen. „Ins Zentrum von Popayan, da haben wir von einem guten Stellplatz für Wohnmobile erfahren“, sagen wir. Er gibt uns daraufhin noch ein paar Tips was wir beachten sollen und wo wir sicher stehen können. Eigentlich wollte er nichts kontrollieren, er war nur neugierig und wollte mal ins Innere von Erwin schauen. Nach ein paar Minuten Small Talk verabschiedeten wir uns und er wünschte uns eine gute Weiterfahrt, einen schönen Aufenthalt in Popayan und erklärte uns nochmal freundlichst den Weg ins Zentrum. Am Plaza angekommen parken wir Erwin erst mal und erkunden ein bisschen die Gegend. Zwei andere Wohnmobile stehen auch noch da und wir knüpfen gleich mal Kontakte. Mit Edd und Melissa aus England und USA verstanden wir uns auf Anhieb gut und verabredeten uns zum gemeinsamen Fussball schauen in einer Bar. Es spielte Kolumbien gegen England. Leider verlor Kolumbien unglücklich, doch die Stimmung der Kolumbianer in der Bar und auf den Straßen war bis zum Schluss gigantisch. Wir saßen unter 50 Kolumbianern und waren mittendrin im WM Fieber.
Cali
Unser Weg führte uns erst mal weiter in die Stadt Cali. Sie ist bekannt für den Salsa Tanz und die Liebe zur Musik. An einem netten Stadtpark trafen wir Edd und Melissa wieder und beschließen, den Abend in einer Salsa Bar zu verbringen. Es gibt natürlich unzählige Bars an denen hier Abends gute Musik läuft und getanzt wird. Auch wir schwingen das Tanzbein (da uns hier ja eh niemand kennt). Man muss alles mal mitgemacht haben. Auf jeden Fall war es ein lustiger Abend.
Kaffeetour mit Folgen
Nach Cali machten wir uns auf den Weg ins sog. Kaffeedreieck von Kolumbien. Eine Region, in der sehr viel Kaffee, aber auch Kakao angebaut wird. In dem kleinen gemütlichen Ort Buenavista hatten wir die Gelegenheit eine Kaffeefarm zu besuchen und etwas über den Anbau sowie die weitere Verarbeitung von Kaffee zu erfahren. Früh Morgens trafen wir uns mit dem Bauern am Dorfplatz und marschierten zu seiner Finca. Gespannt hörten wir zu was er alles erzählt. Zum Glück war ein Dolmetscher dabei, der sich ein paar Pesos dazu verdienen wollte. Unser Spanisch ist zwar mittlerweile „nicht schlecht“, doch verstehen wir einfach noch viel zu wenig, gerade wenn es um spezifische Themen mit Fachbegriffen geht. Es war sehr spannend zu sehen, wie auf so einer kleinen Finca der Kaffee produziert wird. Noch alles per Hand, ohne viel technisches Gerät. Der Farmer produziert 100% biologischen Kaffee. Natürlich bekamen wir auch eine Kostprobe und erstanden auch ein Päckchen vom feinen Kaffee. Ein schöner „Bonus“ der Tour war, dass wir auf dem Gelände unzählige (für uns) exotische Pflanzen sehen konnten und der Bauer viel darüber erzählt hat. Maracuja, Ananas, Bananen um nur ein paar zu nennen. Folgen hatte die Kaffeetour deswegen, weil wir während der Tour neue Bekanntschaften schließen konnten. Blanca und Cesar nahmen auch an der Tour teil und wir kamen ins Gespräch. Sie waren recht beeindruckt von unserer Reise und dass wir aus Deutschland sind, da ihre Tochter derzeit auch in Deutschland lebt. So wurden wir kurzerhand nach Pereira zu Ihnen eingeladen. Was uns dort erwartet, das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Salento
Dieses kleine Städtchen ist wohl das bekannteste in der Kaffeeregion Kolumbiens. Zum Einen aufgrund der bunten Häuserfassaden und zum Anderen wegen den höchsten Palmen der Welt – der Cocora Palme. Sowohl die Häuser, als auch die Palmen ließen wir uns nicht entgehen. Eine Nacht verbrachten wir dort und fuhren am Morgen per Jeep-Taxi in das Valle de Cocora. Es gibt dort einen etwas längeren Wanderweg bei dem man einen tollen Blick über das Valle bekommt und auch die bis zu 60 Meter hohen Palmen bewundern kann.
Filandia
Der Ort war dann noch ein willkommener Zwischenstop für uns. Nicht ganz so touristisch wie Salento, doch mit mindestens genauso viel Charme und leckerem Kaffee. Wir genossen einen Nachmittag in einem guten kolumbianischen Café und schlenderten noch ein wenig durch die farbenfrohen Gassen. Wer nicht unbedingt nach Salento muss, dem sei Filandia ans Herz gelegt. In Salento hatten wir schon das Gefühl, dass die Stadt gesättigt ist von Touristen und wir mit unserem Erwin nicht unbedingt willkommen sind.
Pereira
Wir trafen uns in Pereira mit Blanca und Cesar, die wir ja bei der Kaffeetour kennengelernt hatten. Sie wollten uns unbedingt ihre Heimat zeigen und luden uns auch noch in ihr Apartment zu Übernachten ein. Das war sehr großzügig und in erster Linie auch toll für uns, doch fällt uns immer wieder auf, dass die Menschen denken wir MÜSSEN in unserem Auto leben und müssten unendlich froh und dankbar für so ein Angebot sein da wir ja dann wieder ein „normales“ Bett und eine Dusche usw. haben. Dem ist eigentlich nicht so, wir haben uns ja bewusst für ein „Leben“ im Erwin entschieden. Wir schlafen gerne darin, kochen gerne darin und sehen unser Auto schon als unser „Zuhause“ an. Um ehrlich zu sein, ist uns unser zwei Meter langes Bett im Erwin eigentlich das Liebste. Trotzdem waren wir natürlich dankbar für das Angebot und fühlten uns auch wohl in dem Apartment. Blanca und Cesar machten uns den Aufenthalt sehr angenehm und waren jederzeit für uns da. Sogar die Poolanlage des Häuserkomplexes, in dem das Apartment steht hätten wir nutzen können, doch dieser war leider genau in den beiden Tagen gesperrt an denen wir dort waren. Die beiden zeigten uns noch ihre Heimat und luden uns zum Almuerzo (Mittagessen) ein. Extra vegetarisch und mega lecker! Die Gastfreundschaft und das Vertrauen das sie uns entgegen gebracht haben (wir kannten uns ja quasi nur kurz von der Kaffeetour) war schon gigantisch und wir würden die – wenn auch kurze – Zeit nicht missen wollen.
Medellín
Bergauf und bergab geht es in unzähligen Kurven weiter nach Medellín (spricht man hier „Mehdeschin“). Dank unendlich nerviger Baustellen die sich auf die ganze Strecke verteilten brauchten wir für die 200 Kilometer Fahrt knappe 7 Stunden. Da sitzt man den ganzen Tag im Auto und ist am Abend völlig kaputt obwohl man nur 200 Kilometer gefahren ist. Aber ok, wir hatten schon ganz andere Rekorde (80 Kilometer in 10 Stunden – Bolivien). In der Stadt angekommen bezogen wir unseren Stellplatz diesmal vor einem Hostel. Edd und Melissa waren dort schon vor ein paar Tagen angereist und wir gesellten uns dazu. Zuerst hieß es dann WM-Endspiel schauen. Frankreich gegen Kroatien. Das ganze Daumendrücken half nichts… Kroatien war zwar gut, hat sich aber am Ende doch nicht durchsetzen können. Später wollten wir uns dann noch das Zentrum von Medellín ansehen. Und das war echt krass… man steigt in die tolle moderne Metro, steigt im Zentrum irgendwo wieder aus und steht unter Dealern, Konsumenten, Obdachlosen und Prostituierten. Kommt man zu einem touristischen Platz ist die Polizeipräsenz hoch und man sieht von dem Elend nichts mehr. Wir fühlten uns die ganze Zeit, egal wo, unsicher und unwohl. Selten waren wir so froh als wir wieder zurück bei Erwin waren. Das Hostel lag weit weg vom Zentrum in einem ruhigen, sicheren und eher modernen Viertel. Dass hier Menschen vor uns einfach die Crackpfeife auspacken konnten wir einfach nicht fassen. Aber es gab auch schöne Ecken, vor allem den Plaza Botero mit seinen vielen Figuren.
Comuna 13
Früher einmal der gefährlichste Stadtteil von Medellín und die wahrscheinlich gefährlichste Region Kolumbiens – Heute sicherer als das Zentrum und sehr touristisch. Man merkt recht schnell dass der Tourismus ein mega Geschäft hier ist und die Stadt viel in das „Vorzeigeprojekt“ investiert. Bei einer „Free-Walking-Tour“ erfahren wir viel über die blutige Vergangenheit der Gemeinde. Unser Guide führt uns durch die Gassen und erzählt immer wieder über die vielen Graffitis, die Menschen hier und über die „Säuberungsaktionen“ der Regierung um die Guerillas aus dem Viertel zu entfernen. Wir hatten Spaß und haben sogar eine Kaffee-Limetten-Limonade getrunken. Das war auch der letzte Tag mit Edd und Melissa, die wir sehr ins Herz geschlossen haben. Hoffentlich klappt es mit einem Wiedersehen in Europa.
Wie kann es nur so heiß sein???
Nach Medellín war unser nächstes Ziel der Embalse el Penol und Guatape. Der künstliche See mit seinen vielen Flussarmen hat uns gleich in seinen Bann gezogen. Vor allem vom bekannten Piedra del Penol hat man einen tollen Blick über das ganze Gebiet. Natürlich inklusive dem vollen Touri-Programm auf dem Parkplatz vor dem Felsen, dem wir uns mit einem Spießrutenlauf wieder mal entzogen haben (Nein wir wollen nicht in das Restaurant, nein wir wollen keine Münze prägen lassen, nein wir wollen nicht mit dem überteuerten Aufzug auf den Berg gefahren werden, nein wir wollen keine billige Sonnenbrille und nein – wir sind noch lange keine AMIGOS!!!). Viel lieber lassen wir die Aussicht auf uns wirken und über eine gute Brotzeit im Erwin geht sowieso nix. Den Nachmittag schlenderten wir dann noch durch den wirklich schönen Ort Guatape und ließen uns den bisher besten Kaffee der Reise schmecken. Leider ist Guatape sehr touristisch aber man kann es trotzdem gut aushalten. Uns zog es jetzt aber doch irgendwie immer mehr in Richtung Karibik. Am frühen Nachmittag machten wir uns auf. Ein letztes Mal über die Berge – Erwin freut sich! Es ging immer bergab. Von 2700 Höhenmetern auf Meereshöhe. Und damit kam die Hitze. Und nein, nicht so ein bisschen Sonnenschein wie in Europa sondern tropisch. Heißt: Man schwitzt einfach immer. Im Sitzen, im Stehen, vor allem beim Essen und noch besser im Bett. Wind ist Mangelware und Abkühlung in der Nacht gibt es auch nicht. Wer es wagt, die Schiebetüre ohne Moskitonetz auch nur einen Spalt zu öffnen, wird sofort mit mindestens 10 aggressiven Mücken bestraft. So richtig fiese Biester, die richtig schöne große juckende Beulen hinterlassen. Aber wir haben es ja so gewollt und näherten uns der Karibik.
Nationalpark Tayrona
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Santa Marta fuhren wir zum Nationalpark Tayrona. Der ist bekannt für weiße Sandstrände, Kokospalmen, Affen und Vögel. Als erstes mussten wir eine Bleibe für uns und Erwin organisieren. Da der Eintritt in den Park mit eigenem Fahrzeug wesentlich teurer gewesen wäre, beschlossen wir eine Alternative zu suchen und steuerten einen ausgewiesenen Campingplatz an. Doch das war eher der Hinterhof von ein paar alten Wellblechhütten die nicht gerade von der Upper-Class bewohnt wurden. Wir fuhren rein um uns mal etwas umzusehen und es kam wie es kommen musste – wir übersahen ein Stromkabel das zu so einer Wellblechhütte führte. Wobei man eher „Stromschnur“ sagen muss. Provisorisch aufgehängte Leitung zwischen Bäumen und dann mit offenen Adern irgendwie zusammengebastelt an den Hütten befestigt. Beim nächsten stärkeren Wind wäre die ganze Konstruktion wahrscheinlich runtergefallen, aber wir waren vor dem Wind da. Es tat einen kurzen Schnalzer und die Leitung baumelte an unserem Dachträger herunter. Na bravo… es dauerte keine 10 Sekunden da kam bereits einer der Hausbesitzer aus seiner Hütte. Ein Zahn oben, ein Zahn unten nuschelte er irgendwas Unverständliches und uns war plötzlich gar nicht mehr wohl. Natürlich wollten wir den Schaden gleich beheben und unser Auto befreien, da stürmte schon der Besitzer des Campingplatzes heraus und sagte wir sollen ins Auto gehen und ruhig sein. Nicht böse gemeint, doch er wollte wahrscheinlich die Situation entspannen da der Zahnluckmann sehr aggressiv zu sein schien. Naja so warteten wir, bis Sie die Leitung wieder neu befestigt hatten und verließen den Platz dann schleunigst. Die Nacht wollten wir dort auf keinen Fall verbringen. Also musste ein anderer Platz her und damit hatten wir dann echt einen 6er im Lotto. Vielleicht war die Stromleitung ja der Hinweis dass wir weiter suchen sollen… wer weiß. Auf jeden Fall hier eine Empfehlung für einen Campingplatz nahe des Tayrona Nationalparks:
Villa Hermosa Tayrona
GPS: 11.28306, -73.90752
Wir hatten den ganzen Platz für uns alleine. Direkt unter Palmen an einem Fluss, der perfekt zum Baden geeignet war. Die freundlichen Eigentümer ließen uns drei Tage übernachten – für einen super Preis. So konnten wir Erwin während unseres Aufenthaltes im Park stehen lassen und nach dem Wandern auch noch im Fluss entspannen. Als wir am Parkeingang ankamen mussten wir uns erst mal anstellen. Denn die Organisation des Einlasses ist alles andere als gut. Nach einer guten halben Stunde vergeht uns langsam die Lust am Park und wir überlegen schon fast umzukehren, da tut sich plötzlich was und es geht voran. Wir kommen endlich dran und können unsere Eintrittskarten bezahlen. Mit fast 50€ finden wir den Eintritt ganz schön heftig, aber es führt natürlich kein Weg dran vorbei. Und im Nachhinein betrachtet war es das auch Wert. Wir marschieren also los und lassen uns bis zum tatsächlichen Parkeingang und den Wanderwegen mit einem Collectivo fahren (ein Kleinbus der normalerweise 10 Personen transportieren kann. Hier in Südamerika können es aber auch mal 15 sein) – der Bus kostet natürlich extra, doch 5 Kilometer wandern bis man erst mal zu den eigentlichen Wegen hinkommt wollten wir dann auch nicht. Bei einem Preis von umgerechnet 1€ pro Person sowieso nicht. Wir bekommen eine Karte auf denen die Wege mehr oder weniger gut eingezeichnet sind. Es ist eher eine Skizze des Parks und wir haben Mühe die richtigen Wege zu finden. Viel besser klappt die Navigation mit MAPS.ME, da sind die Wege nämlich genau drin. Wir verlaufen uns aber trotzdem einmal und werden prompt von einem Power Ranger zurück in die richtige Richtung gepfiffen. Die Wege führten dann vorbei an traumhaften Stränden die oft mit „Baden verboten, es sind hier schon über 100 Menschen ertrunken – werde kein Teil dieser Statistik“ – Schildern gespickt sind. Die Wellen hier sind richtig heftig und man begibt sich wirklich in Lebensgefahr wenn man dort badet. Sicherer und erlaubt ist das Baden nur an bestimmten Stränden wo sich die Wellen bereits durch Felsen einige Meter vor den Stränden brechen und man somit gefahrlos ins Wasser gehen kann. Wir genießen es, immer wieder ins Wasser zu springen und dann wieder ein paar Meter weiter den Wanderwegen entlang zu schlendern. Es ist nicht viel Strecke die man insgesamt zurücklegt, doch es gibt natürlich viel zu sehen und dann dauert alles ein bisschen länger. Einmal kommen wir auch an Affen vorbei, die haben sich wenig von den ganzen Touristen beeindrucken lassen. Zum Abschluss unseres Bade-Wandertages im Nationalpark Tayrona holen wir uns noch einen richtig fetten Sonnenbrand. Es war eigentlich immer leicht bewölkt und wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet, aber das ist wohl immer so. Mittlerweile haben wir uns aber schön geschält und es ist wieder alles gut.
Schlammpackungen im Vulkan Totumo
Nach dem Tayrona Park steuerten wir zielstrebig unserer letzten Stadt in Südamerika entgegen. Cartagena. Von hier aus wird Erwin eine 5-6 tägige Schiffsreise nach Mexiko antreten. Doch dazu mehr im nächsten Blogeintrag. Auf dem Weg nach Cartagena hielten wir noch kurz beim Vulkan Totumo an. Der einzige aktive Schlammvulkan in dem man tatsächlich baden kann. Es gibt zwar noch mehr von solchen Vulkanen, doch soweit wir wissen ist dort das Baden nicht erlaubt. Wir fuhren extra früh um 7 Uhr dorthin, da später immer die Gruppen aus Cartagena dort eintrudeln und man vor lauter Touris den Vulkan nicht mehr sieht. Am Schlammvulkan angekommen stürzten sich gleich zwei überfreundliche aufdringliche Verkäufer mit Dollarzeichen in den Augen auf uns. Als wir Ihnen unbeeindruckt sagten, dass wir nur den Eintritt zahlen wollen verloren sie aber recht schnell das Interesse. Wir bezahlen pro Nase etwa 3€ Eintritt und dürfen dann ein Bad im Schlamm nehmen (Was man für 3€ nicht alles bekommt). Stephanie war recht furchtlos und stieg ohne mit der Wimper zu zucken in das Becken. Sie hatte sichtlich Spaß und flutschte wie ein Wattwurm umher. Das Besondere an dem Schlamm ist, man kann nicht untergehen. Wie im toten Meer schwimmt man immer an der Oberfläche. Nach 20 Minuten rumflutschen hatten wir aber genug und es warteten auch schon andere Gäste auf das Schlammbad. Nachdem wir uns in mühevoller Arbeit noch den ganzen Schlamm abgewaschen haben und dort auch wieder überfreundliche Massage Verkäuferinnen abgewimmelt hatten, fuhren wir nach Cartagena.
Cartagena
Wir kommen am frühen Nachmittag in Cartagena an. Eine wunderschöne Stadt an der Karibik. Nicht umsonst wird sie als „Perle der Karibik“ bezeichnet. Modern und historisch zugleich, sauber und aufgeräumt wie wir es sonst nur selten in Großstädten gesehen haben. Cartagena gefällt uns bisher sehr gut und wir genießen die Wartezeit aufs Schiff. Gebucht haben wir für den 02. August nach Veracruz per RoRo. Wie auch von Hamburg nach Montevideo wird Erwin dabei aufs Schiff gefahren und auch wieder heruntergefahren. Wir müssen ihn eigentlich „nur“ im Hafen abgeben. Eine Container Verschiffung wäre zwar, gerade auf dieser Strecke wesentlich sicherer, doch passen wir mit 2,70m Höhe nicht in einen normalen Container rein. Außerdem kostet ein Container wesentlich mehr und ist mit mehr Bürokratie verbunden. Unser Agent teilte uns schon vor ein paar Tagen den 02. August als Abfahrtsdatum mit, was sich allerdings als Fehler rausstellt und wir Flüge und Hotels umbuchen bzw. stornieren müssen. Noch dazu hat das Schiff mittlerweile Verspätung, sodass wir ungeplant lange in Cartagena sitzen. Doch die Zeit können wir ganz gut mit Baden und Stadtbummel verbringen. In Cartagena wird es nicht langweilig.
Über unsere Zeit in Cartagena sowie die Verschiffung nach Mexiko berichten wir dann ausführlich mit Fotos im nächsten Blogeintrag (falls wir jemals in Mexiko ankommen und nicht vorher alle Nerven verloren haben)
2 Gedanken zu „Kolumbien – last but not least“
Liebe Stephanie,lieber Mathias ! Ich lese euere Reiseberichte sehr gerne, sie sind sehr interessant. Manchmal meint man das man diese tollen Erlebnisse selbst hat so gut könnt ihr das alles weitererzählen. Ich freue mich das es euch so gut geht und das ihr mit eueren Erwin schon so weit gekommen seid. Ich wünsche euch für das nächste Land Mexiko viel Glück und wieder tolle Erlebnisse.
Hallo Ihr Beiden,
ja es ist ein Auf und Ab dieses Leben – das ist überall so – ob Zuhause oder irgendwo da draussen. Es gilt mit dem Fluss des Lebens einfach mit zuschwimmen. Wie ich mitkriege macht Ihr zwei dass super. Schön dass Ihr Euch im Erwin soooooo geborgen fühlt. Ich wünsche Euch noch viele wertvolle Erfahrungen und Begegnungen und freue mich dass die Verbindung mit Euch so gut klappt. Geniesst es weiter jeden Tag frei nach Eueren Wünschen zu gestalten – und – auf nach MEXIKO!!!!!
Elfriede😘