Viva Mexico

Viva Mexico

Wir haben es geschafft! Nun sind wir ein ganzes Stück auf der Landkarte weiter gesprungen und reisen schon seit ein paar Tagen durch Mexiko. Jetzt fragen sich bestimmt viele warum wir nicht in Panama sind sondern Mexico? Da lassen wir ja einige Länder liegen? Stimmt, wir hätten manche Länder in Zentralamerika wie z.B. Costa Rica auch wirklich gerne gesehen. Die aktuelle Sicherheitslage in Nicaragua lässt aber (für uns zumindest) derzeit keine Durchreise zu und so entschieden wir uns nach langem Hin und Her gleich für Mexico. Wir trafen einige andere Reisende die nach reiflicher Überlegung den gleichen Weg eingeschlagen haben, eben aus genanntem Grund. Die Verschiffung von Kolumbien nach Mexiko hat uns letztendlich viel Zeit, Geld und Nerven gekostet. Doch es ist alles glatt gelaufen und wir sind wieder mit Vollgas on the road. Mit Mexiko betreten wir ein richtiges Abenteuerland. Wir können uns auf eine sehr abwechslungsreiche Reise freuen. Vulkane, Dschungel, die Karibikküste im Osten, die Pazifikküste im Westen, unzählige Ruinen der Maya und wohl eine der besten Küchen der Welt. Neben den ganzen tollen Sachen die wir hier hoffentlich sehen dürfen, darf man nicht vergessen, dass die Kriminalität in Mexico vergleichsweise hoch ist. Nirgendwo anders gibt es so viele Morde und vermisste Personen wie hier. Die Medien berichten immer wieder von öffentlichen Schießereien, Raubüberfällen und verschwundenen Personen. Man muss das Ganze natürlich differenziert betrachten. Es gibt Gegenden in Mexico, da sollte man genau wissen was man tut. Gerade die Bundesstaaten Guerrero, Sinaloa oder Chiapas sind mit Vorsicht zu genießen. Wildes campen oder Autofahren bei Nacht ist hier absolut tabu. Der Rest kann im Grunde wie jedes andere Reiseland problemlos befahren werden. Auf Korruption, Straßenblockaden oder die berühmte Frage nach ein paar Pesos sollte man sich aber trotzdem gefasst machen.

 

Cartagena

Unsere letzten Tage vor der Verschiffung verbrachten wir sehr gemütlich in Cartagena. Die Stadt ist wirklich wunderschön und es wird kein bisschen langweilig. Wir bereiteten uns auf die Verschiffung nach Veracruz /Mexiko vor und hatten somit noch einiges zu erledigen. Für die Abwicklung des RoRo Transportes hatten wir uns in Cartagena einen Agenten besorgt (In Cartagena obligatorisch, ohne Agenten darf man den Hafen nicht mehr betreten). Er übernahm für uns das ganze organisatorische und besorgte alle notwendigen Papiere. Am Freitag, den 03. August war es dann soweit – wir mussten Erwin am Hafen abgeben. Geplante Abfahrt des Schiffes war der 07. August. Das Auto muss aber immer schon ein paar Tage vorher im Hafen abgegeben werden (Teil 1). Kurz vor der Abfahrt des Schiffes wird dann noch die obligatorische Drogeninspektion des Autos durchgeführt (Teil 2). Die Abgabe am Hafen bzw. die Customs Inspection war schnell erledigt. Es mussten ein paar Dokumente für den Zoll ausgefüllt werden und dann wurde noch die Fahrgestellnummer sowie die Motornummer kontrolliert. Auch die Schlüssel mussten wir  an diesem Tag abgegeben, somit war unser Erwin komplett in der Hand des Hafenpersonals. Dieses Wissen löste schon ein etwas mulmiges Gefühl bei uns aus. Teil 1 war also erledigt und wir bezogen unser erstes Hotel (von insgesamt 3) in Cartagena. Mit dem Hotel Playa Pueblito im Stadtteil Bocagrande waren wir ideal gerüstet für ein paar faule Tage. Nur ein paar Meter zum Strand, Restaurants und Bars in der Umgebung und ein hausgemachtes Frühstück vom  Chef persönlich jeden Tag. Der Inhaber – ein englischer Auswanderer legt hier noch selbst Hand an und kocht für seine Gäste jeden Tag ein neues Frühstücksmenü. Wir fühlten uns rundum wohl und verlängerten unseren Aufenthalt sogar noch um eine Nacht. Die Tage dort verbrachten wir meistens am Strand. Dieser lädt zum Faulenzen und Baden ein. Wären da nicht die unzähligen fliegenden Händler die einen wirklich pausenlos ansprechen und etwas verkaufen möchten. Der Vorteil: Man bekommt hier ALLES! Handtücher, Sonnenbrillen, Schwimmnudeln, Armbanduhren, Schmuck, Hüte, warmes Essen, kaltes Essen, Wasser, Bier, Säfte, Massagen, Jetski Touren, frisch gefangene Krabben, Muscheln, ein Tattoo, wasserdichte Handyhüllen, „ultracoole“ Selfie-Sticks usw. Die Liste kann man beliebig erweitern. Der Nachteil: Die Händler sind extrem aufdringlich und furchtbar nervig. Man geht am Strand entlang und wird alle 5 Meter angequatscht. Wir haben hin und wieder Touris beobachtet die tatsächlich etwas gekauft haben. Das ergab dann ein Bild ungefähr so, wie wenn man eine Hand voll Körner in eine Horde Tauben wirft. Alle Händler aus dem Umkreis stürzten sich auf die Touris und belagern diese sofort von allen Seiten, um vielleicht auch noch etwas los zu werden. Gut für uns, denn wir hatten dann für ein paar Minuten unsere Ruhe.

Drogeninspektion

Am 6. August, einen Tag vor Abfahrt der „Hoegh Beijing“ musste Matthias dann nochmal in den Hafen, um mit der Polizei die Drogeninspektion durchzuführen. Hier sei angemerkt, dass immer nur der Fahrzeughalter das Hafengelände betreten darf. Die Inspektion verlief zum Glück stressfreier als gedacht. Wir vermuteten eigentlich dass ALLES aus dem Fahrzeug geräumt und der Polizei gezeigt werden muss. So hatten wir es zumindest von anderen Reisenden gehört. Es war aber völlig entspannt. Nach kurzer Wartezeit am Auto kamen zwei Sheriffs die sich Papiere und Fahrgestellnummer anschauten. Dann öffneten Sie die leicht zugänglichen Türen und Schubläden, leuchteten mit einer Taschenlampe hinein und das wars. Nichts wurde ausgeräumt, und gründlich war die Inspektion schon gleich überhaupt nicht. Aber muss eben sein. Dafür kam es in Veracruz umso heftiger – doch dazu später. Nach der Inspektion wurden alle Türen vom Auto noch mit Sicherheitssiegeln verklebt. Quasi solche „Tatort-Aufkleber“ die man (zum Leid der Autobesitzer) nie wieder runter bringt. Jedes Siegel hat eine eigene Nummer und wird auch in den Frachtpapieren vermerkt. Den Teil erledigten die Beamten auf jeden Fall sehr gut und gewissenhaft. Nach kurzem Smalltalk verabschiedeten sich die zwei Polizisten wieder und brausten mit dem Moped davon. Erwin war also fertig zur Abreise. Alles war versiegelt und verstaut, nur der Zündschlüssel wurde abgegeben. (Wichtig – wir haben getrennte Schlüssel für Zündschloss und Türen. Für eine RoRo Verschiffung unbedingt notwendig! Die Fahrertür bleibt unverschlossen und das Personal kann den Wohnraum so nicht betreten) Matthias kontrollierte und fotografierte selbst nochmal alles damit im Schadensfall auch Beweise vorgelegt werden könnten. Von der ganzen Aktion gibt es leider keine Fotos. Das Fotografieren im Hafen ist strengstens untersagt.

Mit einem mulmigen Gefühl ließen wir Erwin zurück. Leider ist die Strecke von Cartagena nach Panama bzw. Veracruz eine der gefährlichsten. Am Hafen erzählte man uns, dass  jedes vierte Auto aufgebrochen wird. Na toll, das sind ja gute Aussichten. Die Tage ohne Auto vergingen wie im Flug und wir hätten es durchaus noch länger zwischen Hotel und Strand ausgehalten, doch wir wollten auch noch das historische Zentrum ausgiebig ansehen und so wechselten wir das Hotel nach der dritten Nacht und zogen in den Stadtteil Getsemani. Diese Gegend wird oft als „Hipster-Viertel“ bezeichnet. Coole Bars, Graffitis, schicke Restaurants und live Musik an jeder Ecke. Vor allem das Nachtleben ist hier ausgezeichnet. Wir schlenderten durch die Straßen, probierten viel Street Food und genossen  die angenehm warmen Abende in diversen Happy-Hour Bars. Im Vergleich zu den Preisen im Rest von  Kolumbien ist es in Cartagena etwas teurer, jedoch für europäische Verhältnisse immer noch in Ordnung. Zwei gut gemischte Cocktails bekommt man in der Happy Hour für 15.000 Pesos. Das sind umgerechnet etwa 4,50 €. Unser Hotel war zwar nicht das Gelbe vom Ei, doch dafür günstig und gut gelegen. Wir verbrachten dort 4 Nächte und bereiteten uns in dieser Zeit schon auf den Flug bzw. die Flüge vor und betrieben noch etwas Reiseplanung für die kommenden Tage.

Schiff Ahoi!

Pünktlich am 7. August erreichte die Hoegh Beijing den Hafen in Cartagena und lud alle Fahrzeuge auf. Wir konnten das zu dem Zeitpunkt nur online verfolgen. Gesehen haben wir das Schiff leider nicht. Wie bei unserer ersten Verschiffung auch, gab es ein Online Tracking System, das den Status des Schiffes anzeigte. So sahen wir genau, wo die Hoegh Beijing gerade war und ob sie auch unseren Erwin dabei hatte. An dieser Stelle ist es auch absolut wichtig, dass man Kolumbien nicht verlässt solange sich das Schiff im Hafen befindet und noch nicht ausgelaufen ist. Es ist schon vorgekommen, dass aus irgendwelchen Gründen das Auto nicht aufgeladen wurde oder das Schiff wegen technischen Problemen nicht auslaufen kann oder was auch immer. Regel Nr 1: Flüge erst buchen wenn das Schiff sicher auf dem Weg ans Ziel ist. Das schlägt sich zwar in einem höheren Preis für die Flüge nieder, allerdings kann man die Flüge sowieso erst buchen wenn eine Verspätung des Schiffes auszuschließen ist. Für die Drogeninspektion, dessen Termin erst kurz vorher mitgeteilt wird muss man persönlich anwesend sein. Wer hier schon voreilig den Flug gebucht hat und sich die Inspektion dann verschiebt bleibt auf den Flugkosten sitzen bzw. muss umständlich und teuer umbuchen oder stornieren.

Regel Nr 1

Wie das aber so passieren kann bei Reise-Neulingen wie wir es sind, kennt man gewissen Regeln erst nachdem man etwas falsch gemacht hat. Wir hatten Flüge und Hotels nämlich schon gebucht als wir den Abfahrtstermin des Schiffs von unserem Agenten mitgeteilt bekommen haben. Man muss fairerweise sagen, dass wir nur zur Hälfte Schuld an dem Schlamassel waren. Unser Agent hatte uns per Email nämlich ein falsches Datum mitgeteilt, so dass wir Flüge und Hotels ein paar Tage zu früh gebucht hatten. Da sich das Schiff dann auch noch verspätete, mussten wir unsere Flüge ändern. Wir konfrontierten den Agenten mit dem falschen Datum und bekamen daraufhin noch einen satten Rabatt. Auch die bereits gebuchten Hotels haben uns kulanter Weise eine Stornierung ermöglicht und die Gebühren für die Flugänderung waren verschmerzbar. So hatten wir Glück im Unglück.

Adios Südamerika!

Nun war es soweit. Flug 1 von 2 brachte uns von Cartagena nach Bogotá. Gebucht haben wir übrigens bei Wingo. Die billigste Airline in Kolumbien. Die Preise sind unschlagbar, dafür ist der Service unterirdisch bzw. nicht vorhanden. Uns ging es in erster Linie um den Flugpreis. Die Verschiffung kostet ja genug Geld und strapaziert die Reisekasse. Der erste Flug nach Bogotá dauerte nur etwa eineinhalb Stunden und wir erreichten pünktlich um 07:30 Uhr morgens Bogotá. Am Flughafen hatten wir dann ungefähr 12 Stunden Aufenthalt bis zum Flug nach Mexico City um 20:45 Uhr. Das zog sich ganz schön hin. So richtig Schlaf nachholen konnten wir am Flughafen auch nicht und die Entertainment Möglichkeiten waren auch irgendwann ausgeschöpft. Die meiste Zeit verbrachten wir mit Kaffee trinken, Essen, im Free-WiFi rumgammeln und im Ei (Siehe Foto). Dort konnte man sein Handy aufladen, um dann wieder von vorne mit sinnlosem Internet Zeitvertreib zu beginnen. Nachdem wir dann Youtube, Google, Amazon und Ebay auswendig kannten war es endlich Zeit fürs Boarding zu Flug Nr. 2. Der Flieger verspätete sich dann noch etwas, doch wir landeten pünktlich um 02:00 Uhr früh in Mexico City. Nun waren wir beide fast 24 Stunden wach… und das zehrte an unseren Kräften. Die letzte Hürde – einen Bus nach Veracruz organisieren – mussten wir noch meistern. Wir gingen zum Busterminal und buchten den Nächsten nach Veracruz. Dieser ging aber erst um 06:30 Uhr und somit hieß es wieder warten. Mit letzter Kraft stiegen wir dann in den Bus ein. Mit bequemen Sitzen die man weit nach hinten lehnen konnte war dieser wirklich perfekt für ausgiebigen Schlaf. Die 6 Stunden nach Veracruz vergingen somit recht schnell und wir konnten wieder ein bisschen Energie tanken. Kurz vor Mittag hatte unsere Odyssee dann ein Ende und wir mussten nur noch zur Unterkunft laufen – einem AirBnB Nähe des Hafens. Schon ein tolles Gefühl nach so vielen Stunden in Flugzeug und Bus endlich anzukommen.

Veracruz – die Stadt wollte uns einfach nicht loslassen

Unser Gastgeber, Adrian, war wirklich sehr bemüht uns einen angenehmen Aufenthalt in seinem Haus zu bereiten. Er machte jeden Tag ein frisches Frühstück für uns und hatte immer ein paar Tipps rund um Veracruz parat. Langweilig wurde uns jedenfalls nicht. Es mussten ja einige Dinge organisiert werden, damit wir Erwin auch wieder aus dem Hafen bekommen. Neben dem ganzen organisatorischen Kram hatten wir auch Zeit die Stadt etwas zu erkunden und uns mit der mexikanischen Kultur vertraut zu machen. Der erste Eindruck: Sehr positiv! Veracruz empfing uns mit angenehmer Atmosphäre, sauberen Straßen, freundlichen Menschen und mehr Gelassenheit als Südamerika. Der Verkehr ist wieder deutlich ruhiger, es wird nicht mehr wegen jedem Furz gehupt und alles läuft irgendwie wieder geregelter ab. Wir schlenderten am Malecon, der Uferpromenade entlang und wagten uns das erste Mal an mexikanisches Essen. Wirklich lecker. Nicht zu scharf, wenn man die Symbole der Karte beachtet und auch preiswert.

Acuario de Veracruz

Nach dem leckeren Essen statteten wir dem angrenzenden Aquarium einen Besuch ab. Hier kann man alle möglichen Fische, Delfine, Haie, Rochen und auch Schildkröten, Vögel usw. sehen. Als wir den Eintrittspreis bezahlten, waren wir direkt überrascht, dass es hier keine Unterscheidung zwischen Ausländern und Einheimischen gibt. Wir waren es fast schon gewöhnt nach dem „Extranjero“ Preis an der Tafel zu suchen. Für 80 Peso, umgerechnet nicht mal 4 Euro konnten wir rein. Gleich zu Beginn gingen wir durch eine große Halle mit Schildkröten, Papageien und Tucanen. Die Vögel wurden hier ähnlich wie im Vogelpark Iguacu frei in dieser großen Halle gehalten. Weiter ging es zu den eigentlichen Aquarien. An uns schwammen Haie, Rochen und diverse Fische vorbei. Richtig interessant und dank englischer Beschreibung an den Scheiben wissen wir nun auch was da vor uns schwamm. Bis dahin waren wir noch recht begeistert. Dann kamen plötzlich eine Menge Touristen in die Hallen und natürlich durfte der klassische Depp nicht fehlen. Selfie mit Fisch aus 10 cm Entfernung vor der Aquariumsscheibe – mit Blitz. Und das auch noch nach Ermahnung des Personals.

Wieder im eigenen Bett schlafen – Yippieee!

Am Samstag, den 18. August war es dann soweit. Wir konnten Erwin aus dem Hafen abholen. Alle Formulare, sämtliche Gebühren und Versicherungen hatten wir besorgt und abgegeben. Wir bekamen den Termin vom Zoll mitgeteilt und Matthias war pünktlich zum Termin am Hafen. Zusammen mit Cristian, unserem Freund aus Argentinien war das Abholen dann recht schnell erledigt. Als erstes hieß es: Tanken! Und zwar dringend. Die Autos dürfen bei einer RoRo Verschiffung nur ¼ voll abgegeben werden. Wer mehr tankt wird dann vielleicht „freundlicherweise“ vom Hafen- oder Schiffspersonal um seinen Sprit erleichtert. Die Nadel stand also schon im roten Bereich und bei Erwin ist das ja so eine Sache mit dem Tank. So lange man gerade fährt kein Problem, doch bei einer Steigung läuft der Diesel nach hinten und dann ist schnell Schicht im Schacht. Da das Hafengelände außerhalb der Stadt liegt, mussten wir erst mal 10 Kilometer fahren bis eine Tankstelle auftauchte.  Geschafft! Matthias fuhr mit Erwin zurück in das Stadtzentrum zu unserem AirBnB wo Stephanie bereits mit gepackten Rucksäcken wartete. Nun war erst mal ein Arbeitseinsatz angesagt. Zur Verschiffung montierten wir in Cartagena wieder alles was von außen zugänglich war ab. Das Fahrrad wanderte in den Innenraum und die sauschweren Staukisten vom Dach landeten verzurrt auf unserem Bett. So mussten wir wieder alles reisefertig machen. Also erstmal Batterie vom Wohnraum anklemmen, Fahrradträger wieder ans Heck bauen, Staukisten ausräumen und aufs Dach heben. Bei der Gelegenheit haben wir gleich mal alles ausgeräumt, sauber gemacht und wieder geordnet eingeräumt. Dann noch ein kurzer Rundumcheck von Erwin und Fertig waren wir. Jetzt noch ein Großeinkauf um alle Vorräte wieder aufzufüllen (Man darf keine Lebensmittel im Auto während der Verschiffung haben) und wir können am nächsten Morgen Veracruz verlassen. Das dachten wir zumindest. Veracruz wollte uns irgendwie nicht loslassen und wir waren noch ganze zwei Wochen dort.

Couchsurfing rockt

Die beiden Argentinier, Cristian und Augustine, sind uns während der ganzen Verschiffungsprozedur sehr ans Herz gewachsen. Wir haben Sie in Cartagena kennengelernt und waren seitdem in Kontakt. Cristian hat uns sehr bei der Auslöse von Erwin in Veracruz geholfen. Ohne ihn wären wir wahrscheinlich heute noch dort und würden mit unseren Spanischbrocken durch die Zollbüros wackeln. Naja auf jeden Fall sind die Beiden momentan Richtung USA unterwegs. So haben sich unsere Wege in Veracruz (vorerst) getrennt. Da musste natürlich ein gebührender Abschied her. Sie hatten eine Unterkunft am südlichen Ende der Stadt gefunden. Bei Javier, der sein Haus via Couchsurfing zur Verfügung stellte. Wir besuchten die Truppe und hatten noch zwei schöne Abende mit Cristian, Agus und ihrem Hund Matecito. Als die beiden dann Richtung Norden aufbrachen blieben wir noch ein paar weitere Tage bei Javier. Wir konnten vor seinem Haus parken und schlafen und seine Küche sowie das Bad mit benutzen. Das war wirklich toll und wir fühlten uns bei ihm sehr wohl. Er gab uns eine Menge Tipps quer durch ganz Mexico, wir kochten dafür am Abend oder machten Frühstück. Javier war übrigens total begeistert von der bayrischen Küche. Hoffentlich besucht er uns einmal in Deutschland 😉

Eine Woche Auszeit

Seit Ecuador waren wir ja immer wieder auf der Suche nach neuen Reifen. Nirgends konnten wir die passende Größe bzw. das gewünschte Modell auftreiben. Unsere Größe ist in Deutschland leider schon exotisch, doch es gibt weder andere Felgen noch eine andere Reifengröße für unser Auto. Wir brauchten genau die eine Größe und am besten genau den gleichen Reifen wie vorher. Das gestaltete sich äußerst schwierig und die Hinterreifen waren nun in Mexico schon überfällig. Quasi kein Profil mehr vorhanden und durch die unzähligen Schotterpisten auch rissig und porös. In Veracruz konnten wir dann tatsächlich einen Reifenhändler ausfindig machen der unsere Größe bestellen konnte. Leider nicht vorrätig, aber die Wartezeit von 5 Tagen nehmen wir gerne in Kauf. Wir bestellten also 4 neue Reifen und überlegten wie wir die kommenden 5 Tage überbrücken können. Javier hatte einen prima Tipp für uns – den Strand La Mancha. Der war nur etwa eine Stunde von Veracruz entfernt und eine gute Gelegenheit dem Trubel in der Stadt zu entfliehen. Wir machten uns dort ein paar tolle Badetage. Erwin konnten wir direkt vor  einer Lagune abstellen, die mit dem Meer verbunden ist. Wir hatten also Meer und Lagune direkt vor uns und mussten zum Baden nur einmal umfallen. Ansonsten verbrachten wir viel Zeit mit Essen… Lesen… und unseren brasilianischen Nachbarn Plaudern. Also Stress kam nicht wirklich auf, das war aber auch mal ganz angenehm. Nach 6 Tagen am Meer (die Reifen verzögerten sich um einen Tag) ging es zurück nach Veracruz und Erwin bekam neue Schuhe. Eine Nacht verbrachten wir dann wieder vor Javiers Haus und machten uns anschließend auf den Weg nach Osten.

Welcome to the Jungle

Mittlerweile sind wir echte Slow-Traveller. Am Anfang ging es ja noch recht rasant zu… wir waren oft stolz auf uns wenn wir 400 oder 500 Kilometer pro Tag „schafften“. Das hat sich mittlerweile sehr geändert. Man erlebt einfach viel mehr und nimmt alles viel besser wahr wenn man nicht durch die schöne Landschaft heizt. Wir steuerten zielstrebig einen Campingplatz in Catemaco an, der von vielen Reisenden vor uns besucht und empfohlen wurde. Catemaco ist eine kleine nette Ortschaft an einem großen See auf ungefähr 350 Höhenmetern. Der Campingplatz „La Jungla“ liegt etwas außerhalb der Ortschaft im Dschungel. Ein kleiner schmaler Weg führte uns durch den dichten Wald dorthin. Unser Erwin passte gerade so durch die Bäume, ein Umkehren wäre nicht möglich gewesen. Nach einem Kilometer etwa erreichten wir den Platz und wurden sogleich freundlich von den Besitzern begrüßt. Gut englisch sprechend zeigten Sie uns den ganzen Platz und die sanitären Einrichtungen. Es gab sogar einen Pool und – wir hatten den ganzen Platz für uns alleine! Es war Sonntag und da sind die meisten Gäste schon wieder abgereist. Wir suchten uns den schönsten Platz aus und richteten uns gemütlich ein. Die Tage dort waren dann nochmal richtig erholsam. Wir konnten Baden, ein bisschen Angeln am Steg, Papageien beobachten und den Wald erkunden. Von diesem Paradies in mitten den Geräuschen von Brüllaffen, Papageien und etlichen anderen Vögeln wollten wir uns gar nicht mehr trennen, doch die Reise musste ja mal weitergehen.

Isla Aguada

Bei einem Zwischenstopp in Acayucan, wo wir das Erste Mal aus Versehen so RICHTIG scharfes Essen erwischten, bleiben wir für eine Nacht an einem Supermarkt Parkplatz, da sich in dieser Gegend weit und breit nichts Besseres  auftreiben ließ. Zumindest war dort die ganze Nacht Security anwesend und wir fühlten uns einigermaßen sicher. Früh morgens fuhren wir dann weiter und suchten später am Tag das erste Mal vergeblich einen Stellplatz für die Nacht. In Villahermosa wurden wir zweimal abgewiesen da es nicht sicher sei im Auto zu übernachten. Diese Warnungen nehmen wir natürlich Ernst und suchen weiter. Erst an einer 24/7 Pemex Tankstelle lässt man uns übernachten. Hier ist die ganze Nacht Betrieb und es bleiben auch LKW Fahrer zum Übernachten stehen. Uns wird ein geeigneter Parkplatz gezeigt und wir bedanken uns.

Früh am Morgen fuhren wir dann nach Isla Aguada. Wir verließen somit auch den Bundesstaat Veracruz, der, was die Sicherheit angeht, nicht gerade den besten Ruf genießt. Unser aktueller Bundesstaat ist nun Campeche. Völlig anders… Gute Infrastruktur, freundliche Polizei, alles ist sauber und irgendwie aufgeräumter und man spürt dass es weniger Armut gibt. Dementsprechend ist die Sicherheit in Campeche auch sehr hoch. Wahrscheinlich ist es einer der sichersten, wenn nicht sogar der sicherste Bundesstaat in Mexico. In Isla Aguada hatten wir einen spontanen zweitägigen Aufenthalt. Wir haben dort einen super Stellplatz vor einem Leuchtturm Museum gefunden und konnten uns mal wieder im Meer von der brühenden Hitze abkühlen. Das Leuchtturm Museum haben wir uns dann auch nicht entgehen lassen. Mal was Anderes…

Campeche

Vor drei Tagen sind wir in der wunderschönen Stadt Campeche angekommen und haben damit die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates erreicht. Hier übernachten wir nun seit 3 Tagen auf dem ruhigen Walmart Parkplatz und machen die Stadt unsicher. Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl und sämtliche Sicherheitsbedenken sind wie weggeblasen. Die Menschen sind freundlich, quatschen uns auch schon mal an der Tankstelle an und sagen „Willkommen in Campeche! Schönen Aufenthalt wünsche ich euch!“. Das gibt ein sehr gutes Gefühl. Auch zu späterer Stunde ist hier kein Problem noch durch die Altstadt zu schlendern. Das ist sogar empfehlenswert, denn hier ist wirklich viel geboten. Am Hauptplatz der historischen Altstadt gibt es eine Freiluftbühne und täglich wechselnde Aufführungen oder Live Musik. Auch eine grandiose Beamer Show mit Musik und gigantischen Lichteffekten konnten wir ansehen. Alles kostenlos – für die Bürger. Da kann sich so manche Stadt eine große Scheibe abschneiden. Die Zwischenzeit verbringen wir hier mit einigen Besorgungen oder probieren das einheimische Essen. Diesmal war es gar nicht mal sooo scharf und wirklich ausgezeichnet 😉 Auch am Erwin ist immer mal wieder etwas Pflege nicht verkehrt. Heute haben wir uns allerdings ein neues Utensil gebastelt, und zwar einen kompletten Moskitoschutz für die hinteren Flügeltüren. Die mussten wir bisher immer schließen wenn es Abend wurde da die Viecher hier am Meer echt unerträglich lästig und aggressiv sind. Moskitogitter hatten wir nur für die beiden Seitenfenster. Jetzt können wir alles offen lassen, was bei den Temperaturen unbedingt notwendig ist und werden nicht aufgefressen. Top!

Wie es weiter geht

Eine Nacht bleiben wir jetzt noch in Campeche und fahren dann Richtung Tulum. Das liegt an der Ostküste der Yucatan Halbinsel im Bundesstaat Quintana Roo. Es sind jetzt noch knapp 500 Kilometer bis dorthin. Am 20. September bekommen wir nämlich hohen Besuch aus Deutschland und dafür müssen wir ein gemietetes Wohnmobil klar machen. Doch das alles erfährt ihr dann im nächsten Eintrag 🙂

Achja… wir haben nun die 30.000 Kilometer Marke geknackt und sind schon ein bisschen stolz auf uns. Natürlich auch auf Erwin, der uns bisher wirklich tapfer durch die unmöglichsten Straßen in insgesamt 8 Ländern getragen hat. Ihm ist jetzt schon ein Ehrenplatz garantiert wenn wir wieder daheim sind 😉

Bis bald und viele liebe Grüße aus dem heißen Mexico!

3 Gedanken zu „Viva Mexico

  1. Ja der Erwin ist ganz schön mutig…meine Lola ist direkt eifersüchtig 🙂 Ich bin nach wie vor begeisteter Verfolger eures Blogs…ich wünsche euch weiterhin alles alles Gute und jetzt erst mal eine tolle Zeit mit eurem hohen Besuch… grins.

    on the road again…✌️

  2. Hallo Ihr zwei,
    oh der letzte Satz – der freut mich sehr – der Ehrenplatz für Erwin, den verdient er sich wirklich 🙂
    Ein bisschen Wehmut und Sehnsucht ist schon da, aber die Hitze wär für mich nix. Ich freue mich aber für Euch – geniesst die Wochen mit dem lieben Besuch.
    LG Elfriede

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