Quer durch Yucatan

Quer durch Yucatan

Zwischen Maya, Gruften und Cenoten

Nach unserem Aufenthalt in Campeche fuhren wir  weiter über Merida Richtung Karibikküste, wo wir am 20. September Matthias Eltern in Empfang nehmen können. In dem kleinen friedlichen Ort Honum legten wir einen zweitägigen Zwischenstopp ein. Der Ort ist touristisch wenig erschlossen, bietet aber für Reisende durchaus ein paar tolle Sehenswürdigkeiten. Wir wurden sehr freundlich empfangen und bekamen sogar eine kurze Polizeieskorte zu unserem Übernachtungsplatz mitten auf dem hiesigen Hauptplatz. Der Polizist war so überfreundlich als wir nach einem geeigneten Stellplatz für Erwin fragten, dass er sich gleich auf sein Motorrad schwang. Wir erfuhren dann auch noch von den Beamten, dass in dieser Region nur Maya leben und es die kommenden beiden Tage ein großes Fest am Plaza de la Independencia gibt. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Davor wollten wir aber noch unsere erste Cenote besuchen. Als Cenote werden hier in Mexiko, speziell auf der Yucatan Halbinsel, Höhlenartige Krater mit Süßwasser bezeichnet. Man kann darin meist schwimmen, Schnorcheln und mit Glück Fische und Schildkröten beobachten. Diese Cenoten sind überall auf der Halbinsel verstreut und angeblich Zeugen des Urknalls (Theorie nicht bewiesen). Wir marschierten also früh am Morgen los zu einer nahe gelegenen Cenote. Wobei es sich hierbei mehr um eine Gruft handelte. Die Gruta de Candelario ist eine ca. 10 Meter tiefe Höhle in der mehrere Süßwasserbecken entstanden sind. Das Wasser wird unterirdisch gespeist und bleibt somit immer sauber und auf gleichem Niveau. Es ist glasklar und zu den ständigen schwülen 35°C eine willkommene Abkühlung. Wir erkundeten die Höhle und genießen das kalte Nass. Stephanie traute sich recht weit in die verwinkelten engen Gänge der Höhle vor und machte ein paar schöne Fotos von den Stalaktiten und Stalagmiten. Der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Gruft entdeckt wurde, baute zudem sein Gelände mit Swimmingpools, Duschen, Hängematten und schönen Plätzen zum Verweilen aus. Den Platz für unsere zweite Nacht fanden wir aber dann vor einem kleinen Restaurant im Ortskern. Nach einem leckeren  Abendessen mit typischer Yucatan-Küche durften wir dort kostenlos auf dem Parkplatz übernachten und sogar den hauseigenen Pool sowie die Toiletten und Duschen benutzen. Nachdem es schon Samstagabend war, machten wir uns auf den Weg zum zentralen Plaza, da die große Party zum Unabhängigkeitstag schon in vollem Gange war. Wir kamen gerade rechtzeitig zum großen Feuerwerk und mischten uns unter die Einheimischen. Eine Live Band spielte tolle mexikanische Musik und die Menschen tanzten und feierten. Wir bekamen noch zwei sog. Tortas geschenkt (Auf Bayrisch: Wurschtsemmel) und dann ging es auch schon wieder zurück zum Erwin. In dem kleinen Dorf und auch in der umliegenden Gegend findet man quasi beinahe alle 200 Meter ein Schild, auf dem wieder einen Cenote angeschrieben ist. So entschieden wir uns noch eine weitere zu besichtigen. Wirklich jedes dieser Wasserlöcher ist für sich ein Wunder und wieder ganz anders als die zuvor besucht. Aus diesem Grund lassen wir einfach unsere Bilder sprechen.

Unsere erste offene Cenote

Obwohl es in Honum bestimmt noch viele weiter tolle Dinge zu entdecken gegeben hätte, hatten wir auf dem Weg nach Tulum noch eine bestimmte Cenote im nächsten Ort im Sinn. Etwas abgelegen in einem kleinen Dorf namens Lol-Ha kann man in eine offene Cenote steigen. Etwa 7-8 Meter führte eine wackelige alte rostige Leiter bis zur Wasseroberfläche der Cenote. Das Wasser war richtig schön tiefblau und klar. Wunderschön und bis auf drei einheimische Jungs, die richtig Spaß daran hatten aus 4 oder 5 Metern Höhe ins Wasser zu springen, hatten wir die Cenote für uns alleine.

Besuch aus Deutschland!

Nachdem wir das Wohnmobil in Tulum abgeholt hatten, machten wir uns nun mit zwei Autos auf direkten Weg nach Cancun, um Matthias Eltern vom Flughafen abzuholen. Über AirBnB haben wir das bereits im Voraus gebucht. Ein etwas in die Jahre gekommener Ford Transit, mit allem notwendigen ausgestattet, sollte als rollende Unterkunft für die nächsten 3 Wochen dienen. In Cancun erwarteten wir die beiden schon ungeduldig mit extra gebasteltem Empfangsschild am Flughafen Terminal. Nach schier endloser Wartezeit konnten wir die Beiden dann ein erstes kurzes Mal durch die Türen erblicken. Es ist schon ein gigantisches und überwältigendes Gefühl, wenn man sich nach ziemlich genau einem Jahr das erste Mal wieder in die Arme nehmen kann. Die Freude war auf beiden Seiten natürlich riesengroß. Wir packten alle Koffer in das zweite Wohnmobil und machten uns auf den Weg ins Zentrum von Cancun. Ein guter Campingplatz in Flughafennähe war leider nicht aufzutreiben, so verbrachten wir die erste Nacht bei einem Walmart. Es mussten ohnehin noch einige Einkäufe getätigt werden und die Walmart Parkplätze haben bei Overlandern in den meisten Fällen einen guten Ruf. Kostenlose Toiletten, freies WLAN, ein bewachter und ruhiger Parkplatz – ideal für eine Nacht. Nachdem alles Wichtige eingekauft war,  verbrachten wir noch einen schönen gemeinsamen Abend im Erwin. Die Gesprächsthemen gingen uns jedenfalls so schnell nicht aus. Mit einem hatten wir allerdings dann doch nicht gerechnet: Es wurde die absolut heißeste Nacht seit wir im Erwin unterwegs sind. Matthias Eltern wurden gleich mal mit der mexikanischen Hitze konfrontiert und hatten genauso wie wir mit dem Schlaf zu kämpfen.

Puerto Morelos

Nach der harten Nacht starteten wir gleich richtig los mit dem ersten Programmpunkt: Schnorcheln! Da gibt es in Mexiko, speziell an der Karibikküste natürlich unzählige Möglichkeiten. Nähe Cancun wurde uns der kleine Ort Puerto Morelos als Ausgangspunkt empfohlen. Aufgrund der diesjährigen Seegrasplage ist es leider kaum möglich direkt vom Strand aus zu schnorcheln oder zu baden. Wir wollten also mit dem Boot etwas weiter hinaus, um das Riff zu erkunden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich die neue Unterwasserkamera, die Bärbel und Christian mitgebracht hatten getestet. Die Bilder sind nicht schlecht und es macht uns auf jeden Fall sehr viel Spaß. Nach gut 1,5 Stunden brachte uns unser Guide wieder zurück an Land. Die Zeit war auch wirklich ausreichend und wir haben viele verschiedene Meeresbewohner zu Gesicht bekommen. Unter anderem auch eine riesige Languste. Zu nah wollten wir ihr nicht kommen, auf dem Bild erkennt man zumindest die langen Fühler 😉

Isla Holbox

Wir haben uns ja im Vorfeld schon den Kopf zerbrochen wie wir die drei Wochen am besten nutzen können und so viel wie möglich von der Yucatan Halbinsel gemeinsam sehen können. Wie schon erwähnt, machte uns die Seegrasplage die Routenplanung etwas einfacher, da wir fast die gesamte Karibikküste aus dem Reiseprogramm gestrichen haben. Wir wollten auch etwas weg von den ganzen Touristenhochburgen wie Cancun und Playa del Carmen um das „richtige“ Mexiko kennenlernen. Am zweiten Tag der Reise machten wir uns erst einmal auf Richtung Insel Holbox. Einen Tag an weißen Sandstränden mit glasklarem Wasser zwischen Kokospalmen und Cocktailbars verbringen – das war ein willkommener Zwischenstopp. Nach dem wir eine Nacht noch vor der Insel auf einem kleinen Campingplatz Halt machten, ging es per Fähre (ohne Auto) vom Festland auf die Insel. Ein Geheimtipp ist die Insel zwar mittlerweile nicht mehr, doch wir waren ja in der Nebensaison unterwegs und von daher war es wirklich erträglich. Wir machten uns einen ganz entspannten Badetag, genossen herrlich leckere Tacos und Cocktails und spazierten beim Sonnenuntergang noch ein wenig an den Traumstränden entlang.

El Cuyo

Nicht weit entfernt von Holbox befindet sich das kleine Fischerdorf El Cuyo. Hier ist das Meer zwar nicht ganz so schön wie auf der Insel Holbox, dafür kann man hier mit sehr wenig Touristen ein sehr ursprüngliches Mexiko erleben. Wir schlugen unser Lager nur ein paar Meter entfernt vom Meer auf und verbrachten einen schönen Tag in dem Ort. Das Meer hatten wir fast für uns alleine. Zu später Stunde und auch  am nächsten Tag machten wir dann noch Bekanntschaft mit den vielen kleinen aber auch größeren Krabben.

Ek Balam

Schon nach wenigen Tagen kehrte ein richtig toller Reisealltag zu viert ein. Einkaufen, Kochen, Reiseplanung… alles lief Bestens. Und so folgte auch schon der nächste größere Programmpunkt. Die Ruinen von Ek Balam. Ähnlich wie Chichen Itza, Uxmal und wie sie alle heißen kann man hier alte Maya Ruinen besichtigen. Als eine der letzten bietet Ek Balam jedoch die Möglichkeit, die Ruinen auch zu besteigen. So kam bei uns eine Art von „Indianer-Jones-Gefühl“ auf….wie die kleinen Kinder 😉 Die Anlage ist wirklich wunderschön und das Hauptgebäude ist eines der größten, vollständig erhaltenen Komplexen. Die einzigen Bewohner – die Iguanas – ließen sich auch immer wieder blicken. Sie fühlen sich bei den Temperaturen erst richtig wohl, was man bei uns nicht gerade sagen konnte. Zwischen den heißen Steinen fühlt man sich doch relativ schnell wie ein verwelkendes Gänseblümchen. Als wir gleich am Eingang gesehen haben, dass in der Nähe der Ruinen eine Cenote liegt, war schnell klar, dass es genau diese Abkühlung nachher dringend braucht. Ein toller Abschluss für einen gelungenen Tag.

Valladolid

Was verbinden viele mit Mexiko? Sombreros, gutes Essen und Tequila. Bei unserem Start der Reise bekamen wir schon im Walmart einen ersten Crashkurs bei der Wahl des richtigen Tequilas. Trotzdem wollten wir uns eine Destillerie (wenn möglich mit Verkostung ;)) nochmal genau anschauen. Kurz vor der Stadt Valladolid, bei der Tequila Brennerei Mayapan ist dies möglich. Man kann dort eine kleine geführte Tour durch das Gelände machen und sieht den Herstellungsprozess des Tequila von der Agave auf dem Feld bis zur fertig etikettierten Flasche. Wir hatten auf jeden Fall Spaß, was nicht zuletzt an den 5 „Probetequila“ um 11:00 Uhr vormittags lag…

Leicht angeheitert machten wir uns auf in das Stadtzentrum von Valladolid. Wir schlenderten ein wenig durch die Straßen und genossen leckeren Kaffee aus der Region. Leider wurde unser Stadtbummel immer wieder von kurzen, aber heftigen Regenschauern unterbrochen. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Bei den ständig anhaltendenden heißen Temperaturen kommt so ein Regenschauer auch mal ganz gelegen. Valladolid ist auf jeden Fall einen Stop wert. Der zentrale Platz, die umliegenden Kirchen, sowie der Markt und die vielen kleinen Cafes laden zum Verweilen ein.

Zum Übernachten steuern wir an diesem Tag noch einen Campingplatz der besonderen Art an. Einen „Eco-Campground“ der uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Der relative neue Platz liegt ca. 5 Kilometer südlich von Valladolid und bietet neben ein paar Plätzen für Wohnmobile auch VW-Busse und VW-Käfer, die zum Übernachten umgebaut wurden. Eine tolle Idee wie wir finden. Der freundliche Besitzer zeigt uns das Areal und seine ganzen umgebauten Fahrzeuge. Das absolute Highlight des Campgrounds befindet sich derzeit noch im Aufbau. Mitten im Platz steht ein riesiges Flugzeug, vermutlich mal irgendwo abgestürzt. Das wird die „Loft“ des Campingplatzes, erzählt er uns stolz. Wir richten es uns gemütlich ein, kühlen uns noch ein wenig im Swimmingpool ab (es war eher ein kleines Becken mit diesen Spa-Fischen, die an der Haut knabbern) und kochen uns dann leckere Tortillas. Die gibt’s hier kiloweise frisch an jeder Ecke für ein paar Cent. Super lecker und so viel, dass man zu viert echt Mühe hat alle zu essen.

Chichen Itza

Natürlich durften bei unserem Yucatan Roadtrip die klassischen Hotspots nicht fehlen. Ein Besuch des neuen Weltwunders, den Maya Ruinen Chichen Itza, zählte zum Pflichtprogramm. Wir verbrachten die Nacht davor recht nah am Eingang der Archäologischen Stätte, damit wir am darauf folgenden Morgen gleich recht früh los starten können und so den meisten Touristen und (aufdringlichen) Händlern entfliehen können. Gleich um 08:00 Uhr früh ging es los. Wir fuhren zum Parkplatz und bewaffneten uns mit Wasser und Moskitoschutz. Was uns den Eintritt dann noch etwas vermiest hat, war die Tatsache, dass Gisela (so wurde das zweite Wohnmobil mittlerweile genannt – irgendeinen Namen musste es ja neben Erwin bekommen) plötzlich zickte und die Annahme eines Ganges verweigerte. Die Kupplung funktionierte nicht mehr. Wir beschlossen dem Vermieter Bescheid zu geben und während seiner Problemlösung derweil die Ruinen zu besuchen. Der Eintritt war, sogar für Extranjeros, überraschenderweise günstig. Wir hätten nicht gedacht, dass man sich hier für umgerechnet 14€ pro Person den ganzen Tag aufhalten darf. Ein Guide ist bei diesem Preis natürlich nicht inbegriffen, der war uns dann mit 60-70€ auch ehrlichgesagt etwas zu teuer. Wir verbrachten den ganzen Vormittag in der großen Anlage. Zeit hatten wir ja genug, und es gab einfach unendlich viel zu entdecken und zu bewundern. Wirklich von Vorteil war, dass wir so früh dort waren. Es waren zwar schon einige andere Besucher dort, doch wir konnten z.B. den großen Haupttempel gut ohne Menschen fotografieren. Die Ruinen sind äußerst beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt zu welcher Zeit diese erbaut wurden und dass davon erst ein kleiner Teil freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Richtig fasziniert waren wir vom „Sportplatz“ der Mayas. Auf dem Gelände befindet sich ein großer Platz, den die Maya früher für ein spezielles Ballspiel genutzt hatten. Zwei Teams versuchten einen Ball (der angeblich bis zu 5 Kilo wog) mit Händen und Füßen durch einen gegnerischen Ring zu werfen… oder schießen. Der Ball durfte den Boden nicht berühren soweit wir das verstanden haben. Dieser steinerne Ring befand sich ungefähr in 3-4 Metern Höhe… kaum vorstellbar dass man hier einen so schweren Ball hindurch bekommen hat. Am Ende des Spiels wurde ein Team dann geopfert. Es ist irgendwie noch nicht so genau überliefert, zumindest haben wir es nicht rausbekommen, ob das Gewinner- oder Verliererteam, das ganze Team oder nur ein bestimmter Spieler  geopfert wurde. Für die Mayas war es damals ja scheinbar eher eine „Ehre“ wenn man für die Götter sterben durfte. Naja… auf jeden Fall ziemlich makaber wie wir finden. Zum Abschluss ergatterten wir noch günstige Souvenirs und verließen die Ruinen wieder.

Gisela

Am Parkplatz wartete immer noch das nicht mehr fahrbereite zweite Wohnmobil. Wir hatten inzwischen ja Kontakt zum Vermieter aus Tulum aufgenommen und baten um Problemlösung. Die kam auch gleich ein paar Minuten später in Form von zwei gut beleibten, dreckigen und schmierigen Mechanikern. Als wir den beiden erklärten was das Problem sei und was wir vermuten, stimmten sie uns zu und meinten aber, dass wir hier keine Chance mit Ersatzteilen hätten. Defekt war eigentlich nur der Kupplungs-Nehmerzylinder am Getriebe. Wenn man das passende Ersatzteil hat ist der Austausch unkompliziert und in einer halben Stunde bis Stunde zu erledigen. Es wäre also (unserer Meinung nach) die einfachste Lösung gewesen wenn wir in der nächst größeren Stadt einfach den Schaden reparieren lassen hätten, doch der Vermieter wollte das Fahrzeug abschleppen lassen. Wegen sowas das Auto gleich 250 Kilometer abschleppen und unsere ganze Planung über den Haufen zu werfen war natürlich das letzte was wir zu dem Zeitpunkt gebrauchen konnten, doch es half nichts. War ja immerhin auch nicht unser Fahrzeug, da hätten wir anders gehandelt und wahrscheinlich am nächsten Vormittag wieder on the road gewesen. Wir harrten also am Parkplatz von Chichen Itza aus bis der vom Vermieter bestellte Abschleppdienst eintraf. Das zog sich bis es dunkel wurde, da dieser einen weiten Anfahrtsweg hatte. Gegen 20:30 Uhr traf dieser dann ein und lud Gisela auf. Matthias Eltern fuhren beim Abschleppdienst mit, wir mit Erwin hinterher. Es war die wohl abenteuerlichste Fahrt die die beiden wohl gemacht haben. Wir konnten es ja recht gut beobachten wie der Abschlepp-LKW immer wieder auf längeren ermüdenden Abschnitten den Fahrstreifen voll ausnutzte. Zum Teil sogar gefährlich nah an den Graben fuhr. Der Fahrer war sichtlich übermüdet und einmal mussten Matthias Eltern sogar ins Lenkrad greifen…

Gisela 2.0

Als wir dann (gottseidank heil) in Tulum ankamen empfingen uns die beiden Vermieter schon und baten uns eine Übergangslösung an, solange das Wohnmobil repariert wurde. Nachdem Sie nur ein Wohnmobil – und keinen vollwertigen Ersatz haben – fiel die Lösung relativ dürftig aus. Ein kleiner Kastenwagen mit einem Bett und etwas Stauraum. Zwar ein komplett neues Fahrzeug das derzeit noch aufgebaut wird, jedoch viel kleiner und nicht wirklich praktikabel. Es blieb uns aber keine andere Wahl und Köpfe in den Sand stecken hätte uns auch nicht weiter gebracht. Wir wollten ja auch unsere Tour fortsetzen und nicht um Tulum rumgurken und auf die eventuell vielleicht irgendwann fertige Reparatur warten. Mexiko gehört so gesehen immer noch zu Südamerika… man geht eben alles gemütlich an. Zum Leid unseres gemeinsamen Urlaubes. Nach zwei Tagen stellte sich dann auch heraus, dass die Reparatur länger dauert als geplant und blabla… lange Rede kurzer Sinn – wir haben Gisela 2.0 behalten für den Rest des Urlaubs. So versuchten wir einfach das Beste daraus zu machen und wir sind uns sicher – das haben wir auch geschafft. Man muss fairerweise sagen, dass die beiden Vermieter sehr bemüht waren uns trotz der Situation so gut es geht zu helfen. Wir waren eher von der komplizierten Problemlösung und den Fähigkeiten des Mechanikers enttäuscht. Das hätten Sie eleganter und für uns besser lösen können.

Tulum

Die Tage während wir unwissend unnötig auf die Reparatur von Gisela 1.0 warteten, verbrachten wir in und um Tulum. Ein Campingplatz am Meer und einer im Dschungel ließen uns die Tage gut überstehen. Man kann sich in Tulum sehr gut aufhalten – das Nachtleben ist einmalig! Unzählige Bars, Restaurants und Kneipen haben jeden Tag geöffnet, für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Wir verbringen tolle Abende bei Cocktails, leckerem Essen und genießen einfach die gemeinsame Zeit. Wer in Tulum Cocktails trinken möchte, sollte unbedingt im „Bateys“ vorbeischauen. Dort gibt es jeden Tag Live-Musik und super leckere Cocktails mit frisch gepresstem Zucker aus Zuckerrohr. Den letzten Tag in Tulum verbrachten wir vier dann getrennt. Bärbel und Christian wollten noch eine Schnorchel Tour mit Schildkröten in Akumal machen, und wir gingen derweil in die Grande Cenote, etwas nördlich von Tulum. Der Schnorchelausflug war, so wie Sie uns berichteten wunderschön. Meeresschildkröten, Rochen, bunte Fische… alles wie im Bilderbuch. Dafür ist die Riviera Maya ja berühmt… und Akumal sowieso wegen der vielen Schildkröten. Unseren Besuch in der Grande Cenote werden wir auch nicht vergessen, war es doch die bisher schönste Cenote. Kleine Schildkröten, Fische und Höhlen gab es zu bewundern und zu „beschnorcheln“. Es war zwar recht touristisch, aber man konnte sich den ganzen Tag gut aufhalten. Nachdem es an diesem Tag schon recht spät war, musste wegen fehlender Campingplätze in Tulum nochmal der Chedraui Parkplatz (Für einen Supermarkt Parkplatz ein echter Overlander Hotspot) herhalten. Am nächsten Morgen brachen wir dann früh auf um unsere ursprüngliche Tour da fortzusetzen, wo uns Gisela 1.0 verlassen hat – kurz vor der gelben Stadt.

Izamal

Weiter gings mit unserer geplanten Tour durch Yucatan. Die Stadt Izamal stand auf dem Programm, da es hier tolle alte Gebäude, alle in Gelb, zu sehen gibt. Die ganze Stadt ist bekannt für seine gelben Fassaden. Wir parkten am zentralen Plaza der Stadt und erkundeten die umliegenden Gebäude. In Izamal befinden sich sogar alte Maya Ruinen, die man kostenlos betreten darf. Man kann auf eine Pyramide steigen und bekommt einen wunderbaren Ausblick über die Kleinstadt. Uns hat die Stadt sehr gut gefallen. Das Beste war, dass wir noch einen richtig tollen Platz zum Übernachten gefunden haben. Ein altes Hotel, das leider schon etwas in die Jahre gekommen ist aber den Hotelgarten für Wohnmobile anbietet. Wir campieren mitten im Grünen und können die sanitären Anlagen und den Swimmingpool benutzen.

San Crisanto

Der kleine Ort San Crisanto liegt wieder direkt an der Golfküste im Norden. Wir wollten dort hin, da es hier den angeblich schönsten Campingplatz in ganz Mexiko gibt. Wir fuhren also dort hin, machten unsere Rechnung aber ohne die flexiblen Arbeits- und Öffnungszeiten der Mexikaner. Wie gesagt, man fühlt sich irgendwie immer noch wie in Südamerika. Es war Freitagnachmittag und der Platz war einfach zu. Ohne Hinweis, ohne Telefonnummer. In dem nächsten kleineren Dorf fanden wir dann einen anderen Campingplatz. Von „schönster Platz“ waren wir zwar weit entfernt, doch dafür wurden wir gleich von einem Hundewelpen begrüßt und bekamen gute Tipps zur Umgebung vom zugekifften Besitzer. Wir beschlossen noch eine geführte Tour durch die dortigen Mangrovenwälder zu machen. Man fährt quasi mit einer kleinen Nussschale durch das Mangroven-Sumpfgebiet und landet an einer Cenote mitten im Wald. Der Ausflug entpuppte sich dann als echtes Highlight. Die Cenote war glasklar und beherbergte Fische mit 70-80 cm Größe. Das waren schon ganz schöne Kaliber und wir fragten unseren Guide erst mal ob es schon sicher ist zu Baden… doch er schmunzelte nur und sagte: „Logisch! Die tun nichts“. Na ok… irgendwie unwohl fühlten wir uns am Anfang zwar schon, aber die Fische interessierten sich dann zum Glück wirklich nicht für uns. Ein einmaliges Erlebnis welches wir nur empfehlen können! Man fühlt sich wie in einem riesigen Aquarium.

Nach dem Abschied von unserem Kiffer Campingplatz hatten wir an dem ursprünglich geplanten Campingplatz doch noch Glück! Weißer Sandstrand, das türkis blaue Meer, Kokospalmen und schattige Palapas. Der Platz war wirklich ein Traum… man hätte gleich Fotos für einen Reisekatalog machen können. Einzige Herausforderung: Autos so parken, dass keine Kokosnüsse aufs Dach fallen… das sind echte Luxusprobleme 😉

Merida

Unsere gemeinsamen Tage neigten sich langsam dem Ende zu. Der vorletzte Programmpunkt stand bevor. Wir fuhren nach Merida, der Hauptstadt des Bundesstaates Yucatan. Beim Hostel La Ermita fanden wir wieder mal einen idealen Stadt-Campingplatz mitten in der City. Wir hatten alles in fußläufiger Entfernung und konnten uns auch super im Innenhof des Hostels am Swimmingpool aufhalten. Sogar ein kleines Frühstück war im Preis mit inbegriffen. Am Abend erkundeten wir gleich mal das historische Zentrum und gingen noch lecker yucatanisch Essen. Es war richtig was geboten. Am Hauptplatz waren Verkaufsstände aufgebaut, es gab Streetfod und traditionelle Tänze. Am nächsten Tag besuchten wir noch den großen Markt in Merida, wo Matthias eeendlich seit einem Jahr neue Flip Flops in passender Größe fand!! Deshalb auch das Flip-Flop-Wegwerfbild 😉 Wir ließen es uns wirklich gut gehen, genossen am Abend noch selbst gemachte Shrimp Tacos und versuchten, nicht an das Ende der gemeinsamen 3 Wochen zu denken. Als wir Merida wieder verließen, freuten wir uns (besonders Matthias) auf eine traditionelle deutsche Metzgerei. Die wurde und schon in Veracruz von einem Einheimischen empfohlen und die Vorfreude war natürlich riesengroß. In Matthias Gedanken kreisten schon Tüten voller Weißwürste, Wiener, Leberkäse, Wollwürste und tausende andere Leckereien umher. Doch es war leider sehr enttäuschend. So richtig authentisch war die Metzgerei nicht. Niemand sprach Deutsch und die Auswahl der Fleisch- und Wurstwaren hatte auch nicht viel mit der Heimat gemeinsam. Schade… aber um nicht ganz umsonst den Umweg in Kauf genommen zu haben kauften wir ein paar Weißwürste. Ein Fehlkauf, wie sich später rausstellte. Dahoam schmeckts einfach am besten.

Isla Mujeres

Zum Abschluss unseres Roadtrips wollten wir uns noch drei schöne Tage auf der Isla Mujeres machen. Das war vom Weg her auch recht praktisch, denn die Isla liegt direkt neben Cancun und so hatten wir am letzten Tag nur ein paar Minuten zum Flughafen. Wir hatten ein kleines Apartment gebucht, da die Insel keine Campingplätze oder sonstige Stellplätze für Wohnmobile besitzt. Zudem sind die Straßen sehr eng, die Fähre teuer und die Apartments in der Zeit relativ günstig. Für uns vier war das jedenfalls ideal. Mit der Fähre ging es für umgerechnet 2€ pro Person in einer halben Stunde rüber zur Insel. Da wurde uns dann auch gleich klar, dass es eine gute Entscheidung war Erwin und Gisela 2.0 auf dem Festland zu lassen. Taxis, Roller und Golf-Caddys bestimmen auf der Insel das Straßenbild. Die engen Gassen können mit größeren Autos gar nicht befahren werden. Im Norden ist die Insel auch komplett zugebaut, hier hätten wir niemals einen passenden Stellplatz für uns gefunden.

Ein Grund, auf die Isla Mujeres zu fahren war unter anderem die Schildkrötenfarm im Süden. Dort werden seit Jahrzehnten Schildkröten gerettet und wieder freigesetzt. Die Helfer holen die Eier vom Strand um sie vor Feinden wie z.B. den ganzen Meeresvögeln zu retten. Die Eier werden dann in der Aufzuchtstation behutsam gesammelt, dokumentiert und ausgebrütet. Dann bleiben die geschlüpften Schildkröten noch ein ganze Zeit in gesicherten Meeresbecken bevor sie wieder zurück in den Ozean schwimmen dürfen. Auf diese Weise können die Schildkröten vor den natürlichen Feinden etwas geschützt werden. Die Anzahl der Schildkröten geht nämlich jährlich zurück. Das liegt zum Großteil auch – wie soll es anders sein – am Menschen, der die Tiere seit Jahren jagt und als Delikatesse serviert. Wir verstehen nicht wo hier die Delikatesse sein soll, aber leider sehen das viele Menschen anders und machen gezielt Jagd auf Meeresschildkröten.

Nach einem Besuch vom berühmten Playa Norte, dem schönen weißen Sandstrand der Insel (leider auch nicht ganz verschont von der diesjährigen Seegrasplage) hatten wir dann noch richtig Spaß als wir uns ein Golf Caddy für eine Stunde ausgeliehen haben. Mit 20-25 km/h „düsten“ wir über die Insel…

Für beide Abende fanden wir ein gutes einheimisches Restaurant zum Essen und natürlich konnten wir auch wieder leckere Cocktails ausfindig machen. Ein toller gelungener Abschluss .

Time to say goodbye

Umso trauriger wurde dann der Abschied. Eine wunderschöne gemeinsame Zeit und für uns ein Stück Heimat ging zu Ende. Wir fuhren noch gemeinsam zum Flughafen in Cancun und verabschiedeten uns. Die ein oder andere Träne konnten wir uns dann doch nicht verdrücken.

Vielen Dank für die schöne Zeit, wir werden die drei Wochen nie vergessen!

Heimwehanfall

Irgendwie kamen wir nicht mehr so recht in Schwung. Nachdem wir uns in Cancun voneinander verabschiedet haben fühlten wir uns alleine… und alles was wir in Deutschland hinter uns gelassen haben erweckte plötzlich große Sehnsucht. Wir wussten gar nicht so recht wie wir weiter reisen sollten. Es dauerte dann ganze 4 Tage bis wir wieder in den Tritt kamen und uns auf den Weg machten. Unser nächstes Ziel sollte Chiapas werden. Der ärmste Bundesstaat in Mexiko lockt seit Jahren Reisende aus aller Welt mit atemberaubender Natur und freundlichen Menschen. Auf der Kehrseite stehen immer wieder Überfälle, nicht selten bewaffnet im Fokus der Medien. Nicht nur in Deutschland erregten die beiden getöteten Radfahrer aus Deutschland und Polen Aufsehen. Die Tat wurde in Chiapas verübt, in einer touristischen Gegend die wir ursprünglich auch auf dem Plan hatten. Trotz aller Horror Nachrichten versuchen wir nicht zu voreingenommen zu sein und erkundigten uns über die aktuelle Sicherheitslage und fragten Polizei, Militär, Einheimische und andere Reisende nach ihrer Meinung. Wir haben die Erfahrung gemacht (z.B. in Kolumbien) dass die Realität selten dem entspricht was in den Medien verbreitet wird. So beschließen wir also langsam nach Chiapas zu fahren. Vor uns lagen noch ca. 450 Kilometer durch die Staaten Quintana Roo, Tabasco und Campeche. Ein paar Tage planten wir dafür ein, dazwischen lagen natürlich auch interessante Ziele wie z.B. der wohl berühmteste See in ganz Mexiko.

Laguna Kaan Luum

Ganz zufällig entdeckten wir am Straßenrand ein Schild „Laguna Kaan Luum“ und dachten, dass wir ja einfach mal vorbei schauen können. So ein Badetag ist auch ganz angenehm und richtig in Reisestimmung waren wir eh noch nicht. Die Lagune hatte sogar einen kleinen Eintrag in unserer „Reiseapp“, aus der wir immer wieder Empfehlungen anderer Overlander ziehen. Der Eintritt war mit ein paar Pesos recht human und so verbrachten wir an der glasklaren Lagune, die leider wegen starker Regenfälle eher gelb als blau war, einen schönen Badenachmittag. Das Wasser war, wie überall hier auf der Yucatan Halbinsel angenehm warm und man hatte beim Baden einen tollen Blick auf den umliegenden Dschungel.

Bacalar

Der Bacalar See mit der gleichnamigen Ortschaft liegt etwa 200 Kilometer südlich von Tulum und gilt als wahres Paradies. Im Internet stolpert man oft über diese, fast schon kitschigen, Bilder die einen türkisblauen See mit einem Steg und einer von Stroh bedeckten Hütte zeigen. Das ist oft der Bacalar See. Leider konnten wir den aufgrund der Entfernung nicht gemeinsam mit Matthias Eltern besuchen, so beschlossen wir auf dem Weg nach Chiapas dort noch einen längeren Halt zu machen. Ja und er war wirklich so toll wie alle gesagt haben. Beim „See der sieben Farben“ handelt es sich mehr um unterschiedliche Blautöne. Wenn die Sonne auf den See scheint, erstrahlen die Farben in voller Pracht. Wir hatten leider etwas wechselhaftes Wetter erwischt und freuten uns daher um jeden Sonnenstrahl. Die Regenzeit macht sich auch hier immer wieder bemerkbar. Es regnet immer wieder mal, dann scheint die Sonne, dann ist es bewölkt und etwas kühler, dann wieder schwül heiß, dann wieder Gewitter und dazwischen immer wieder ein paar Regentropfen. Stört uns aber nicht. Im Gegenteil – wir freuen uns echt wieder auf etwas milderes Klima…

Wir verbrachten drei entspannte Tage in Bacalar. Erkundeten die Kleinstadt und wenn das Wetter passte, hüpften wir in den traumhaften See. Eine bessere Bademöglichkeit haben wir bisher noch nicht gefunden, man will eigentlich gar nicht mehr aus dem Wasser 😀 Auf den Fotos noch zu sehen: Unsere erste Pfannenpizza! Jetzt denken viele erst mal… „Häh… Pizza aus der Pfanne? Wääh..!?“  Aaaaber… es klappt wirklich gut und Sie schmeckt (fast) wie beim Italiener 😉 Wir waren jedenfalls stolz und froh dass es geklappt hat. Mittlerweile haben wir schon das zweite Mal Pfannenpizza gemacht, diesmal aber mit dem Dutch-Oven Deckel über offenem Feuer. Ein Gedicht!

Damit endet auch schon der Blog-Eintrag. Im nächsten geht es dann um unsere Zeit in Chiapas. Wir können schon mal so viel verraten: Wir wurden wieder mal bestätigt, dass man sich selbst ein Urteil über ein Land oder eine Gegend machen sollte. Es ist wunderschön hier und wir bereuen es bisher noch nicht hier her gefahren zu sein. Unsere Reiselust ist zurück gekehrt und es gefällt uns außerordentlich gut hier. Also – seid gespannt! 🙂

2 Gedanken zu „Quer durch Yucatan

  1. Hallo Ihr zwei💕
    Heute ist ein trueber Sonntag und ich hab Zeit und Lust mich von Eueren tollen Fotos auf der Dropbox und dem interessanten Blog-Eintrag nach Mexiko entführen zu lassen. Wunderschön👍
    Ihr könnt so stolz auf Euch sein Eueren Traum zu verwirklichen. Die Erfahrungen die Ihr alle macht bereichern Euer ganzes Leben.
    Seid von mir umarmt und geknuddelt😘😘
    Elfriede

  2. Hab den mit großer Spannung erwarteten Bericht gelesen und natürlich gleich ein paar Tränen vergossen…
    War wirklich eine wunderschöne Zeit an die wir noch ganz lange zurückdenken werden!!!
    Auch wenn es dort doch manchmal sehr heiss und schwül war, ich würde jetzt gerne tauschen!

    Vielen Dank nochmal, ihr wart die besten Tourguides die man sich wünschen kann!
    Gute Weiterreise und ganz viele Bussis nach Mexico von Mamsli

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